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Australisches Gericht verurteilt Ratingagentur S&P

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Sydney/Berlin - Wegen einer Bewertung, die sich im Nachhinein als viel zu gut entpuppt hat, hat ein australisches Gericht die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) zu einer Entschädigung verurteilt. Mit dem Top-Rating für hochriskante Investments seien Anleger in die Irre geführt worden.

Den Anlegern, die nach der Finanzkrise 2008 den Großteil ihres Geldes verloren, stehe deshalb sowohl von S&P als auch von den Instituten, die die komplexen Investmentprodukte arrangierten, eine Entschädigung zu.

Das entschied ein Gericht in Sydney in einem Urteil, das am Montag veröffentlicht wurde. Die Bewertung der Ratingagentur sei "irreführend und trügerisch" gewesen. S&P kündigte Einspruch an.

Im Zuge der Finanzkrise waren zahlreiche Wertpapiere, in denen zum Beispiel faule US-Immobilienkredite gebündelt waren, wertlos geworden - obwohl sie zuvor Bestnoten bei der Bonität erhalten hatten. Auch deutsche Investoren wie etwa Banken, die sich auf das Urteil der Ratingagenturen verlassen hatten, waren dadurch in Schwierigkeiten geraten.

Erstmalig wird eine Ratingagentur zur Verantwortung gezogen

Es sei das erste Mal, dass eine Ratingagentur auf diese Weise für die Folgen ihrer Beurteilung der Bonität eines solchen Finanzprodukts zur Verantwortung gezogen werde, sagte Wirtschaftsprofessor Harald Scheule von der Technologie-Universität in Sydney der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Die Klage hatten 13 Stadtverwaltungen eingereicht. Sie hatten sich auf das AAA-Rating verlassen und 16 Millionen australische Dollar (13 Mio Euro) in Investments platziert, die sich hinterher als hochriskant herausstellten. In der Finanzkrise verloren sie mehr als 90 Prozent ihrer Einlagen. Sie fühlten sich von S&P und der beteiligten ABN Amro Bank hinters Licht geführt. Die Richterin sprach ihnen gut 30 Millionen australische Dollar Entschädigung zu, um die Verluste sowie Zinszahlungen und Anwaltskosten auszugleichen.

Die Firma IMF aus Sydney, die die Klage für die Stadtverwaltungen führte, ziehe ähnliche Prozesse auch in Europa in Erwägung, sagte ihr Direktor John Walker.