Absichern und Investieren: Die wichtigsten Regeln für Geldanlagen
Stand: 14.06.2012
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Berlin - Mit Tages- und Festgeld sowie Indexfonds können Anleger Gewinne erzielen, ohne Börsenexperten zu sein. Die wichtigste Regel für Geldanlagen lautet aber: Erst den Alltag absichern, dann investieren.
Absichern geht vor Anlegen
Die wichtigste Regel: "Absichern geht vor Anlegen", erklärt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift "Finanztest". Bevor ein Kunde sich entscheidet, Geld anzulegen, müsse er erst dafür sorgen, dass er genug Mittel habe, um etwa Reparaturen am Auto oder eine neue Waschmaschine finanzieren zu können. Zumindest zwei Nettomonatsgehälter sollten Anleger auf ein Tagesgeldkonto einzahlen, um sich für Notfälle abzusichern. "Bei einem guten Anbieter bekommen sie zurzeit zwei bis drei Prozent Zinsen." Als Zweites müsse ein Verbraucher sicherstellen, dass er seine Versicherungen bezahlen kann. Sei auch diese Frage geregelt, "können sie über das Anlegen nachdenken".
Geld auf mehrere Angebote aufteilen
Steht eine Summe für einen recht kurzen Zeitraum, etwa fünf Jahre, zur Verfügung, sei ein Festgeld die einfachste Variante, sagt Tenhagen. Bis zu vier Prozent Zinsen könne man hier erreichen, wenn man sein Geld bis zu vier Jahre anlege, schätzt er. Können Anleger sich mehr Zeit lassen, etwa zehn bis 15 Jahre, sei mehr möglich. "Hier stellt sich die Frage, wie viel Risiko wollen sie in Kauf nehmen?" erklärt Tenhagen. Habe ein Interessent beispielsweise 10.000 Euro zur freien Verfügung und wolle am Ende zumindest das Geld herausbekommen, was er investiert habe, empfehle sich eine Aufteilung auf mehrere Angebote.
Zum Beispiel so: Er legt 2000 Euro auf ein Sparkonto, auf das er jederzeit zugreifen kann und legt 5000 als Festgeld an. Die restlichen 3000 Euro könnte er in sogenannte Indexfonds, auch Exchange-Traded-Fonds genannt, investieren. Indexfonds bilden einen Index wie den Deutschen Aktienindex möglichst exakt nach. Selbst wenn ein Anleger bei den Aktienfonds Verluste einfahre, könne er diese durch die garantierten Zinsen beim Festgeld und dem Sparkonto auffangen, sagt Tenhagen.
Kosten im Blick behalten
Bei einem solchen Geschäft steige der Aufwand allerdings. Wichtig sei es etwa, nach den Kosten zu fragen. Verwaltungskosten, Transaktionskosten, Anschaffungskosten - das alles könne zu Buche schlagen. Nicht immer sei ein teures Angebot allerdings schlecht, eine Beratung - und damit ein steigender Aufwand - unbedingt zu empfehlen.
Annabel Oelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf empfiehlt eine ähnliche Vorgehensweise. An bestimmten Punkten im Leben sei es sinnvoll, sich über seine Finanzen Gedanken zu machen, etwa beim Antritt des ersten Jobs, vor einer Hochzeit oder wenn Kinder geplant seien. "Wichtig ist es, eine unabhängige Beratung einzuholen", betont Oelmann. "Bei jedem Handyvertrag nimmt der Deutsche sich sehr viel Zeit, das sollte auch für Anlagen gelten."
"Hände weg von Aktien, wenn man wenig Ahnung hat"
Wie Tenhagen sieht Oelmann bei Anlagen von bis zu fünf Jahren Dauer die Chancen vor allem im Tagesgeld oder bei kurzfristigen Festgeldern. "Die Zinsen sind zurzeit aber niedrig, daher sollte sich der Verbraucher nicht länger als ein bis drei Jahre binden. Alles andere lohnt sich aktuell nicht", sagt Oelmann. Bei Anlagen von mehr als zehn Jahren Dauer sieht auch sie die Chance in einer Streuung auf verschiedene Optionen. Hier müsse man aber ehrlich zu sich sein: "Schon ein Indexfonds kann für einen Menschen mit geringer Risikoneigung zu viel Stress bedeuten."
"Hände weg von Aktien, wenn man wenig Ahnung hat", rät Silke Wolf, Geschäftsführerin des Bayerischen Bankenverbandes in München. Jegliche Form von Aktien sei nur etwas für Menschen, die zum einen Verluste ertragen könnten, zum anderen sich intensiver mit der Materie auseinandersetzen wollten. "Wenn man wenig Zeit und wenig Ahnung hat, sollte man sich auf ein Festzinsprodukt konzentrieren", sagt Wolf. Die Verträge könne der Kunde übers Internet oder das Telefon abschließen und habe damit wenig Aufwand.
Das "gute alte deutsche Sparbuch" sei für auf große Sicherheit bedachte Kunden im Zweifel besser als Wertpapiere, allein schon, weil hier die Einlagensicherung greife. Aktien seien über die Einlagensicherung nicht geschützt. Festgeld, Tagesgeldkonten und Sparbücher hätten natürlich einen Nachteil: Die Rendite sei gering.
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