Abgabenlast für Arbeitnehmer auf Rekordniveau
Stand: 13.04.2012
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Berlin - Die Abgabenlast für Arbeitnehmer ist im vergangenen Jahr so stark gestiegen wie seit 16 Jahren nicht mehr. Die gestiegenen Abzüge durch Lohnsteuer und Sozialkassenbeiträge sind Folge des Konjunktur- und Beschäftigungsbooms in Deutschland. Zugleich sind die Netto-Reallöhne im Schnitt leicht gesunken. Das geht aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes und Arbeitsministeriums hervor.
Danach zahlte 2011 ein Arbeitnehmer im Durchschnitt insgesamt 9943 Euro an Staat und Sozialkassen. 2010 beliefen sich die Abzüge auf 9390 Euro. Im Schnitt stieg die Abgabenlast um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen höheren Zuwachs gab es mit einem Plus von 8,0 Prozent 1995. Besonders nahmen die Abzüge aus der Lohnsteuer zu: Hier kassierte der Staat im Schnitt mit 4652 Euro 300 Euro mehr als im Vorjahr. Der durchschnittliche Netto-Realverdienst fiel so mit 17.650 Euro sogar noch geringfügig niedriger aus als 2010 (17 666 Euro).
Kalte Progression ist ein Thema
Bei der Lohnsteuerentwicklung schlägt nach Darstellung des Arbeitsministeriums auch der progressiv steigende Einkommensteuertarif zu Buche. Das heißt, mit jedem hinzuverdienten Euro über den Freibeträgen wird auch mehr an den Fiskus abgeführt. Hinzu kamen höhere Beiträge an die gesetzliche Krankenversicherung.
Berücksichtigt werden muss beim Lohnsteueraufkommen insgesamt und den entsprechenden Durchschnittswerten aber auch die anhaltend gute Beschäftigungsentwicklung. Die bescherte - neben höheren Krankenkassenbeiträgen - auch der Sozialversicherung im vergangenen Jahr einen Überschuss von 13,8 Milliarden Euro. Das waren 10,9 Milliarden mehr als 2010 und der höchste Überschuss seit fünf Jahren, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte.
Sozialkassen verbuchen Mehreinnahmen
Durch Konjunktur und den Anstieg des Krankenkassenbeitrags von 14,9 auf 15,5 Prozent legten die Einnahmen der Sozialkassen insgesamt innerhalb eines Jahres um 2,1 Prozent auf 526,1 Milliarden Euro zu. Die Ausgaben lagen mit 511,9 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahresniveau. Hinzu kommt ein Saldo aus haushaltstechnischen Berechnungen der Krankenversicherung von 400 Millionen Euro.
Besonders kräftig legten die Einnahmen der gesetzlichen Krankenversicherung zu. Der Anstieg der Ausgaben wurde zugleich gesetzlich begrenzt. Damit wies die gesetzliche Krankenversicherung ein Plus von 9,3 Milliarden aus - 5,8 Milliarden Euro mehr als 2010.
Die gesetzliche Rentenversicherung steigerte ihren Überschuss binnen Jahresfrist dank höherer Einnahmen um 2,7 Milliarden Euro auf 4,4 Milliarden. Der Finanzierungsüberschuss der Pflegeversicherung erreichte mit 300 Millionen Euro das Niveau des Vorjahres.
Die Bundesagentur für Arbeit nahm dagegen deutlich weniger ein als im Vorjahr, weil die Arbeitgeber 2011 keine präventive Insolvenzgeldumlage bezahlen mussten. Die positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt drückte die Ausgaben der Bundesagentur aber noch kräftiger als die Einnahmen. Das Finanzierungsdefizit betrug damit nur noch 100 Millionen Euro nach 3,1 Milliarden im Jahr 2010.