500-Euro-Note vor dem Aus
Stand: 04.05.2016
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Frankfurt/Main - Das Aus des 500-Euro-Scheins ist so gut wie beschlossen. Mit der Abschaffung soll Kriminellen erschwert werden, im großen Stil Geld zu waschen. Ob das klappt, ist umstritten.
Wer entscheidet über die Abschaffung?
Die Hoheit über die Banknoten im Euroraum liegt bei der Europäischen Zentralbank (EZB). In ihrem obersten Führungsgremium, dem EZB-Rat, reicht für Änderungen eine einfache Mehrheit. Vertreten sind dort die sechs Mitglieder des EZB-Direktoriums sowie die Notenbankchefs der 19 Euroländer.
Wird der 500er direkt aus dem Verkehr gezogen?
Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: Die EZB könnte verfügen, dass keine neuen 500er mehr gedruckt werden und die alten nach und nach von den Banken eingezogen werden. So könnte es allerdings Jahrzehnte dauern, bis die Banknote verschwindet. Denn zum Bezahlen wird der 500-Euro-Schein kaum benutzt, eher als Wertanlage. Viele der Scheine werden zudem außerhalb des Euroraums vermutet. Als wahrscheinlicher gilt, dass die EZB einen Stichtag festlegt, ab dem der 500-Euro-Schein kein offizielles Zahlungsmittel mehr ist. Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" wollen die Währungshüter damit offenbar solange warten, bis ausreichend neue Banknoten zu 100 und 200 Euro gedruckt sind. Den nationalen Notenbank obliegt die Entscheidung, wie lange Verbraucher nach einem Stichtag die alten Scheine noch umtauschen können. Nach jüngsten Informationen des "Handelsblattes" sehen die im EZB-Rat diskutierten Modelle allesamt vor, dass der 500er zeitlich unbegrenzt umgetauscht werden kann. Die Vorschläge unterscheiden sich demnach darin, wie schnell der Austauschprozess organisiert wird.
Warum soll der 500-Euro-Schein überhaupt abgeschafft werden?
Befürworter versprechen sich davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. EZB-Präsident Mario Draghi persönlich hatte darauf hingewiesen, dass der 500er für kriminelle Zwecke genutzt werde: "Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten." Die EU-Finanzminister hatten bei einem Treffen im Februar deutlich gemacht, dass sie von der EZB "angemessene Maßnahmen" mit Blick auf den 500-Euro-Schein erwarten.
Sind die Argumente gegen große Scheine stichhaltig?
Die Bundesbank dämpft die Erwartungen an die Abschaffung großer Banknoten oder Obergrenzen für Bargeldzahlungen, die ebenfalls diskutiert werden. "Es sind Zweifel angebracht, ob Terroristen und Kriminelle an illegalen Handlungen gehindert werden, weil es eine Obergrenze gibt oder die großen Stückelungen abgeschafft werden", sagt Bundesbank-Präsident Jens Weidmann. Sein Vorstandskollege bei der deutschen Notenbank, Carl-Ludwig Thiele, betont: "Was in diesem Zusammenhang bislang fehlt, ist eine wissenschaftliche, fundierte Evaluierung der Maßnahmen, die in anderen Ländern bereits umgesetzt wurden." Ihm sei nicht bekannt, dass in Ländern mit einer Bargeldobergrenze wie Italien oder Frankreich die Kriminalität entsprechend geringer wäre. Kriminelle könnten beispielsweise auf die Cyber-Währung Bitcoin ausweichen. Auch Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider von der Universität Linz argumentiert, Geldwäsche laufe längst überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen.
Wird der Wert der großen Scheine durch kleinere Banknoten ersetzt?
Wenn die größte der insgesamt sieben Euro-Banknoten nicht mehr zur Verfügung stünde, müssten die bislang kursierenden knapp 600 Millionen 500er schrittweise durch andere Noten mit kleinerem Nennwert ersetzt werden. Dafür müssten neue Scheine gedruckt werden. Die Kosten dafür werden nach Informationen der "FAZ" auf gut 500 Millionen Euro geschätzt. Die Produktion einer Banknote kostet im Schnitt acht bis neun Cent. Zuständig für die Herstellung der Geldscheine sind die nationalen Notenbanken.
Ist das jetzt der Anfang vom Ende des Bargelds?
"Es wäre aus meiner Sicht fatal, wenn in der Öffentlichkeit der Eindruck entstünde, die Diskussion um Bargeldobergrenzen und die Abschaffung des 500-Euro-Scheins stellten Schritte hin zu einer allgemeinen Abschaffung des Bargelds dar", betont Bundesbank-Präsident Weidmann. Gerade in Deutschland seien Schein und Münze sehr beliebt. "Wir wollen den Bürgern die Zahlungsart ermöglichen, die sie sich wünschen." Für Bargeld spreche, dass Zahlungen mit Schein und Münze "entgegen mancher Vorurteile keine besonders teure Zahlungsart" seien, argumentiert Weidmann.