Zweiter Strang der Ostseepipeline wird vor Rügen verlegt
Stand: 26.09.2011
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Göhren - 14 Tage nach der Ankunft des ersten sibirischen Erdgases in Lubmin beginnen vor Rügens Küste die Verlegearbeiten für den zweiten Strang der deutsch-russischen Ostseepipeline. Nach Informationen des Betreiberkonsortiums Nord Stream hat das Verlegeschiff "Castoro Sei" (C6) am Montag die Küste vor Göhren erreicht.
In den nächsten Tagen werde die Besatzung das Ende des durch den Greifswalder Bodden führenden Leitungsstrangs aufnehmen und die Montage der Leitung in Richtung der dänischen Insel Bornholm fortsetzen, sagte ein Firmensprecher. Bereits im vergangenen Jahr hatte die "Castoro Dieci" (C10) den 27 Kilometer langen Pipeline-Abschnitt im flachen Greifswalder Bodden bis drei Kilometer östlich der Landmarke Nordperd auf Rügen verlegt. Danach war das offene Rohrende mit einem Zugkopf wasserdicht verschlossen und auf dem Meeresboden abgelegt worden.
Leitung wächst täglich um drei Kilometer
Mithilfe eines Stahlkabels soll der Zugkopf nun über einen Ausleger in die Fertigungsstraße im Schiffsinneren der C6 gezogen werden. Anschließend wird der Zugkopf entfernt, und es werden weitere Rohrsegmente an den Leitungsstrang geschweißt. Während der Verlegung wird die C6 mithilfe eines Ankersystems genau positioniert. Dabei werden insgesamt zwölf Anker über Winden ausgebracht und von Ankerschleppern positioniert. Um eine Beeinträchtigung des Schiffsverkehrs während der Platzierung der Anker zu vermeiden, wird in einem Umkreis von drei Kilometern um das Verlegeschiff herum eine Sicherheitssperrzone eingerichtet.
Die rund 330 Besatzungsmitglieder des 150 Meter langen Schiffs, die zuletzt vor der schwedischen Insel Gotland im Einsatz waren, verlegen täglich etwa drei Kilometer Leitung. Demnach wird das Spezialschiff voraussichtlich Mitte Oktober die Arbeiten in den deutschen Küstengewässern abschließen. Insgesamt wurden bislang bereits 57 Prozent der 1.224 Kilometer langen Trasse verlegt.
Offizielle Inbetriebnahme voraussichtlich im November
Unterdessen nähern sich an Land die Vorbereitungsarbeiten für die Seeverlegung der Pipeline ihrem Ende. Voraussichtlich im November werden in Mukran die letzten Rohrsegmente mit Beton ummantelt. Ein Anschlussauftrag für das im Frühjahr 2009 eingeweihte, rund 40 Millionen Euro teure Spezialwerk liegt nach Angaben des französischen Betreibers Eupec bislang nicht vor. In dem Betrieb sind etwa 150 Mitarbeiter beschäftigt.
Die offizielle Inbetriebnahme der vom russischen Wyborg nach Lubmin führenden Ostseepipeline ist für November geplant. Zum Festakt werden Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Russlands Präsident Dmitri Medwedew in Lubmin erwartet. Jährlich werden dann etwa 27,5 Milliarden Erdgas über die Ostseepipeline nach Europa fließen. Ein Jahr später verdoppelt sich die Liefermenge mit der Inbetriebnahme des zweiten Strangs. Das Gas reicht dann aus, um 26 Millionen europäische Haushalte zu versorgen.