ZEW: Fracking lohnt sich erst bei höheren Gaspreisen
Stand: 01.02.2013
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Mannheim/Hannover - Laut einer Umfrage unter Experten in Europa ist die umstrittene Fracking-Technik bei der Erdgasförderung noch nicht wirtschaftlich. Die Gaspreise müssten etwa doppelt so hoch sein wie gegenwärtig, damit sich die Förderung von unkonventionellem Erdgas aus Schiefergestein und Kohleflözen überhaupt lohne, heißt es in einem Bericht des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), der am Donnerstag in Mannheim veröffentlicht wurde. Basis ist das ZEW Energiemarktbarometer, eine halbjährliche Befragung von rund 200 Experten aus Wissenschaft und Praxis.
Gegenwärtig würden in Osteuropa sowie im Nahen und im Mittleren Osten neue konventionelle Gasfelder mit deutlich geringeren Förderkosten erschlossen. Auch die Transportmöglichkeiten verbesserten sich. "Die Förderung von unkonventionellem Erdgas in der EU ist somit auf absehbare Zeit unwirtschaftlich", sagte Umweltökonom Florens Flues vom ZEW. "Zudem sind die Kosten für Umwelt und Gesundheit durch unkonventionelle Gasförderung schwer einzuschätzen."
Beim Fracking wird Wasser mit Chemikalien unter hohem Druck in das Gestein gepresst, so dass die Ausbeute deutlich höher wird. In den USA hat der flächendeckende Einsatz dieser Technik zu einer deutlich höheren Gasförderung und einem massiven Preisverfall von Erdgas geführt. In Deutschland wird die Technik seit 50 Jahren eingesetzt.
Rund ein Drittel des in Deutschland geförderten Erdgases wird mit Hilfe der Fracking-Technologie produziert. Mit rund 13 Milliarden Kubikmetern trägt die heimische Förderung etwa 14 Prozent zum deutschen Erdgasverbrauch bei. Der Rest wird importiert, vorwiegend aus Russland, den Niederlanden und Norwegen.
"Unsere Investitionsentscheidungen hängen nicht von den aktuellen Gaspreisen ab", sagte eine Sprecherin des Energiekonzerns ExxonMobil, einem der großen deutschen Gasförderer, am Donnerstag in Hannover.
Ausschlaggebend sei vielmehr die Nähe zum Markt und zu den Kunden und die gut ausgebaute Infrastruktur. Das seien Argumente für Investitionen in Deutschland. Wenn ExxonMobil heute investiere, dann fließe das Gas in einigen Jahren für Jahrzehnte. Dafür gebe es keine Preisszenarien.
Auch der Wirtschaftsverband Erdöl- und Erdgasgewinnung (WEG) sieht die These des Mannheimer Forschungszentrums kritisch. "Die Technik kommt seit Jahrzehnten zum Einsatz und die Unternehmen würden das nicht machen, wenn es nicht wirtschaftlich wäre", sagte eine Sprecherin. Nach einer Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover sind rund 1,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas in Deutschland technisch gewinnbar.
Das ist weitaus mehr als die konventionellen Ressourcen. Welche Mengen an Gas aus Schiefergestein oder aus Kohleflözen wirtschaftlich gefördert werden können, werde im Rahmen der Explorationsverfahren von den Förderunternehmen gerade untersucht.
Die Fracking-Technik ist seit einigen Jahren in das Visier von Umweltschützern geraten. Sie befürchten negative Auswirkungen auf das Grundwasser und eine erhöhte Gefahr von Erdbeben.
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