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Wintershall schließt EU-Schiefergas vorerst aus

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Barnstorf - Die BASF-Tochter Wintershall erforscht effiziente Erdgas- und Erdöl-Fördermethoden. Der Konzern ist sich sicher, dass kein Weg am umstrittenen Fracking vorbeiführt. In Sandsteinschichten wird die Technik bereits angewendet. Doch für Schiefergas sieht Wintershall noch keine Zukunft in Europa.

An der Tankstelle ist der Sprit teuer, auch die Preise für Heizöl und Erdgas steigen. Dass diese Energieträger knapp und damit kostspielig sind, wird jedem Bürger tagtäglich schmerzhaft bewusst. Umso mehr setzen die Energiekonzerne auf Techniken, möglichst viel der kostbaren Rohstoffe aus der Erde zu ziehen.

Beispielsweise das Fracking: Die umstrittene Technik kommt dann zum Einsatz, wenn Gesteinsschichten mittels Wasserdruck ein wenig aufgebrochen werden müssen, damit das Erdgas fließen kann. Neben Wasser wird Sand oder Keramikgranulat in die Bohrstelle eingeführt, und auch Chemikalien zugefügt, damit sich das aufgebrochene Gestein nicht wieder schnell zusetzt. Seit 30 Jahren werde in Deutschland diese Technik schon problemlos eingesetzt, sagte am Mittwoch der Vorstandschef der BASF-Tochter Wintershall, Rainer Seele. Darauf verzichten könne die Erdgasbranche nicht.

Noch zehn Jahre Forschung

"Ohne Fracking gibt es keine Zukunft bei der Gasförderung in Niedersachsen", betonte Seele. In dem Bundesland liegen 95 Prozent der deutschen Erdgasproduktion. Wobei er und der Deutschland-Chef von Wintershall, Joachim Pünnel, klar betonen, von der Erdgasförderung in festen Sandsteinformationen in rund 4000 Metern Tiefe zu sprechen.

Erforscht wird derzeit, auch die Vorkommen in höher gelegenen Schiefergaslagerstätten abzubauen. Wegen des Forschungsbedarfs werde das aber noch mindestens zehn Jahre dauern, betonen die Manager. Denn nach Berichten über Pannen bei der Schiefergas-Förderung aus den USA ist die Öffentlichkeit in Deutschland und Europa skeptisch bis ablehnend. Zahlreiche Bürgerinitiativen machen mittlerweile Front gegen Fracking.

Fracking-Antrag in Niedersachsen

In der Mitte Niedersachsens, in Barnstorf nahe der Kreisstadt Niedersachsen, will Wintershall über die Bohrung "Düste Z 10" mittels Fracking Erdgas fördern. "Der Antrag ist schon gestellt", sagt Pünnel. In zahlreichen Bürgerveranstaltungen sei das Unternehmen auf Fragen der Bevölkerung eingegangen. In drei Monaten rechne er mit einer Genehmigung. Die Wintershall-Experten vermuten dort eine Gaslagerstätte von bis zu 40 Milliarden Kubikmetern.

Rund 14 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases stammt aus einheimischer Produktion. Beim Öl sind es Wintershall zufolge drei Prozent des Eigenbedarfes aus eigener Produktion, was rund drei Millionen Tonnen entspricht.

Pilz soll Ölförderung erleichtern

Auch in Sachen Erdölförderung gibt sich Wintershall innovativ. Ebenfalls ab September will das Unternehmen ein neuartiges Mittel einsetzen, um unter schwierigen Bedingungen mehr Erdöl fördern zu können. Zusammen mit dem Mutterunternehmen BASF arbeiten die Wintershall-Forscher mit einem Pilz. Dieser erzeuge ein biologisch abbaubares, ungiftiges Verdickungsmittel, ein sogenanntes Biopolymer mit dem Namen Schizophyllan, erläutert Projektleiter Bernd Leonhardt.

Das Mittel dickt das Wasser ein, das zur Erdölförderung in das Erdölfeld gepresst wird. Damit könne mehr Öl gefördert werden. "Von drei Barrel Öl holt man bisher im Schnitt nur ein Barrel aus der Erde heraus", erläutert Leonhardt. Sollte sich die neue Technik bewähren, lasse sich die Ausbeute um bis zu zehn Prozent verbessern.