Wingas: Abgesagtes Tauschgeschäft mit Gazprom hat keine Auswirkungen
Stand: 04.06.2015
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Die Absage des milliardenschweren Tauschgeschäfts von Firmenanteilen zwischen dem Chemiekonzern BASF und dem russischen Energiekonzern Gazprom hat bei der gemeinsam betriebenen Erdgashandels- und Speicherfirma Wingas keine Spuren hinterlassen. "Es hat sich für Wingas nichts geändert. Die Geschäfte laufen weiter wie zuvor", sagte Wingas-Chef Gerhard König am Mittwoch der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
BASF und Gazprom hatten den lange vorbereiteten Tausch am 18. Dezember überraschend abgesagt. Geplant war unter anderem, dass die BASF-Tochter Wintershall ihren Wingas-Anteil vollständig an Gazprom überträgt. Im Gegenzug war die gemeinsame Erschließung von Gasfeldern in Westsibirien vorgesehen.
Die BASF-Tochter Wintershall und Gazprom seien schon seit mehr als 20 Jahren Gesellschafter von Wingas. "Wir kennen Gazprom, wir kennen die Wintershall und beide Unternehmen kennen uns", erläuterte König. Wintershall und Gazprom seien "absolut zufrieden mit dem Geschäft", das Wingas mache. Wintershall habe ihren Wingas-Anteil nicht abgeben wollen, weil das Geschäft uninteressant sei, sondern um an Explorations- und Produktionsrechte zu kommen. "Wir waren bereit, wir hatten alles vorbereitet." Nun sei der Tausch nicht zustande gekommen, deswegen machten alle weiter wie zuvor.
Sollten aber die Rahmenbedingungen wieder stimmen, dann müssten die Gesellschafter über die Zukunft Wingas entscheiden. BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel und auch der neue Wintershall-Chef Mario Mehren haben bereits nicht ausgeschlossen, dass der abgesagte Deal mit Gazprom zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden kann.
Nach dem Rekordjahr 2014 will Wingas auch im laufenden Jahr weiter zulegen. "Wir sind gut ins neue Jahr gestartet", sagte der Wingas-Chef. 2015 soll der Absatz deutlich steigen. Das Ergebnis soll mindestens das Niveau des Vorjahres erreichen. 2014 hatte Wingas mit knapp 500 Milliarden Kilowattstunden einen neuen Absatzrekord erzielt. Der Gashandel- und das Transportgeschäft hatten mit 383 Millionen Euro fast ein Viertel zum bereinigten Wintershall-Betriebsgewinn beigetragen.
Trotz Energiewende sieht König auch zukünftig einen Markt für Erdgas in Europa. Laut Studien werde es in Europa 2020/30 einen zusätzlichen Importbedarf an Erdgas in einer Größenordnung von 80 bis 100 Milliarden Kubikmetern geben, da die eigene Produktion sich rückläufig entwickle, sagte König. Derzeit verbrauche der Kontinent 500 Milliarden Kubikmeter. Ein Teil werde über LNG (Flüssiggas) und ein Teil über Pipelines kommen. So könne unter anderem Russland mehr Erdgas liefern. "Wir selbst haben langfristige Lieferverträge mit Gazprom", sagte er und fügte hinzu: "und sind froh, diese während eines solchen politischen Klimas zu haben."
Der Anteil von russischen Gas beträgt derzeit in Europa knapp 30 Prozent Prozent. "Auf den werden wir auch nicht verzichten können", sagte König. Der Anteil an russischem Gas werde aber auch nicht dramatisch auf 40 bis 50 Prozent steigen, aber etwa in der bisherigen Größenordnung bleiben. Wingas bezieht Erdgas von Produzenten aus der Nordsee und Russland. Etwa knapp die Hälfte seines Erdgases kommt aus sibirischen Erdgasfelder. Dabei wird der größte Teil des Gases für die Kernmärkte Nordwest- und Mitteleuropa über die Jamal-Europa-Leitung und die Ostseepipeline North Stream transportiert. Weniger als 10 Prozent bezieht Wingas über die Ukraine.