Studie warnt vor Ausbau von Fracking in Deutschland
Stand: 19.03.2015
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Berlin - Mit Verweis auf die aktuellen Entwicklungen in der US-Frackingindustrie hat eine Studie vor dem Ausbau der Schiefergasförderung in Deutschland und Europa gewarnt. In den USA zeichne sich ein Ende des Fracking-Booms ab, der dortigen Schiefergasindustrie gehe es nicht gut, heißt es in einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Untersuchung der Energy Watch Group. "Massenentlassungen und Insolvenzen zeigen ein völlig anderes Bild, als das des jahrelangen sicheren Aufschwungs der fossilen Wirtschaft."
Der Verfall des Ölpreises seit vergangenem Herbst und die damit einhergehende finanzielle Entwertung von Öl- und Gasreserven habe viele US-Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gebracht, erklärte die Energy Watch Group. Neben den enormen Umweltzerstörungen und einem hohen Grundwasserverbrauch nehme nun die Verschuldung der Unternehmen aus der Frackingbranche stetig zu.
"Die durch Fracking verursachten Kosten und Umweltschäden stehen in keinem Verhältnis zur Rohstoffgewinnung dieser Bohrmethode", warnt das internationale Netzwerk von Wissenschaftlern und Parlamentariern, das die Folgen von Fracking in den USA untersuchte. "Der angebliche Erfolg in Übersee kann nicht 1:1 auf Europa übertragen werden, da hier andere Voraussetzungen gegeben sind", heißt es. Weder gebe es aussichtsreiche Schiefergasvorkommen, noch seien die infrastrukturellen Voraussetzungen vergleichbar.
Die energiepolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Julia Verlinden, erklärte, die Studie zeige, dass Fracking "energie- und klimapolitisch in die Sackgasse" führe. Zum einen zeigten die Erfahrungen in den USA, dass die Technologie nicht zu einer nachhaltigen Energieversorgung beitrage. Zum anderen lohne sich Fracking in Deutschland auch aus wirtschaftlicher Sicht nicht. "Statt auf das riskante Fracking zu setzen, müssen wir mehr in Energieeffizienz und Erneuerbare Energien investieren", forderte Verlinden. Die Bundesregierung solle ihre Fracking-Erlaubnis-Pläne "endlich aufgeben".
Das Bundesumweltministerium plant, das Kabinett in der kommenden Woche über die Neuregelungen zum Fracking entscheiden zu lassen, wie eine Sprecherin sagte. Das Umweltministerium hat das umfangreiche Regelungspaket zusammen mit dem Bundeswirtschaftsministerium erarbeitet. Es sieht vor, dass in "sensiblen Gebieten", die zur Trinkwassergewinnung oder dem Naturschutz dienen, "jede Art Fracking" verboten ist. Oberhalb von 3000 Metern Tiefe darf die Technik grundsätzlich nicht angewandt werden. Dieses Verbot soll unbefristet gelten.
Erlaubt werden soll die Methode aber zu wissenschaftlichen Zwecken tiefer als 3000 Meter unter der Erde, sofern die zuständigen Bergbau- und Wasserbehörden dies erlauben. Sind Probebohrungen erfolgreich, könnte der Vorlage zufolge unter strengsten Auflagen und bei Vorliegen eines 'Attestes' einer unabhängigen Sachverständigenkommission in Einzelfällen eine Zulassung für den kommerziellen Einsatz der Fracking-Technologie erteilt werden.