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Studie: Gaspreise sinken oft nur bei Anbieterwechsel

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox | dpa

Hamburg/Berlin - Weltweit fallen die Gaspreise im Großhandel. Viele Versorger geben Senkungen laut einer Studie nicht an die Kunden weiter - Verbraucher sollten dann wechseln. Die Gasversorger hätten durch die niedrigen Preise 2015 insgesamt 1,3 Milliarden Euro extra eingenommen, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Untersuchung des Hamburger Energiefachmanns Steffen Bukold im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion.

„Wir beobachten in diesem Jahr einen geringfügigen Rückgang der Gaspreise, der sich über die Heizperiode auch bis Anfang 2016 fortsetzt. Allerdings profitieren längst nicht alle Verbraucher von dieser Entwicklung, da nur rund die Hälfte der Grundversorger die Preise senkt“, sagt Jan Lengerke, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox. „Der massive Anstieg der Netzkosten bremst vielerorts die Entlastung der Verbraucher.“

Den Verbrauchern seien im Schnitt 132 Euro Ersparnis pro Jahr für den Durchschnittshaushalt entgangen. Für 2016 hätten die Versorger zwar etwas breitere Preissenkungen angekündigt. Auch dabei mache bisher aber nur gut ein Fünftel der Anbieter mit. Den Verbrauchern bleibe nur der Weg, die Tarife sorgfältig zu vergleichen und gegebenenfalls zu wechseln, rät der Wissenschaftler.

Großhandel im Sinkflug

Die Gaspreise fallen international seit Jahren, in Europa seit 2014 um rund ein Drittel. Grund ist das Überangebot auf den Weltmärkten unter anderem wegen der Förderung in den USA per Fracking. Von diesem Trend profitieren die deutschen Verbraucher laut Bukold aber viel zu wenig. Nach seiner Auswertung der Beschaffungspreise an der Börse und der Verbraucherpreise der Gasanbieter mussten die Endkunden 2015 im Schnitt gut 0,6 Cent pro Kilowattstunde - also etwa ein Zehntel des Preises - zu viel bezahlen. Besonders stark ausgeprägt war dies demnach in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein.

Verband beschwichtigt

Ein Sprecher des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) betonte, dass der Endkundenpreis für Gas nur zu etwas mehr als der Hälfte von den Beschaffungskosten abhänge. Dazu kämen Netzentgelte sowie Steuern und Abgaben. Zum Teil seien steigende Netzentgelte für 2016 zu erwarten, die die Gaslieferanten dann in ihrer Kalkulation berücksichtigen müssten. Außerdem verwies auch der BDEW-Sprecher auf den wachsenden Wettbewerb am Markt: "Immer mehr Haushaltskunden in Deutschland nutzen die Möglichkeit, ihren Energieversorger zu wechseln."

Gasversorger wechseln

"Die Versorger, die jetzt ihre Gaspreise nicht senken, müssen das sehr gut begründen", kritisierte der Energiefachmann Udo Sieverding von der Verbraucherzentrale NRW. "Wenn nicht im Laufe der nächsten Monate eine Preissenkung angekündigt ist, sollte man einen Wechsel seines Versorgers in Betracht ziehen", sagte die Grünen-Umweltpolitikerin Bärbel Höhn.

Große Ersparnis möglich

Die Preisunterschiede im Markt sind groß. Eine Familie mit 20.000 kWh Jahresverbrauch kann durch einen Wechsel aus der Grundversorgung zum günstigsten Angebot mit empfehlenswerten Konditionen aktuell durchschnittlich 626 Euro sparen. Im November 2014 belief sich die Ersparnis im Schnitt noch auf 543 Euro. Gaskunden können an ihrem Wohnort aktuell durchschnittlich zwischen rund 100 Anbietern wählen.