Studie: Biosprit fördert Bildung von schädlichem Ozon
Stand: 10.01.2013
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Lancaster - Der ökologische Nutzen wird in Zweifel gezogen und die Akzeptanz bei den Verbrauchern ist eher niedrig: Biosprit hat ein schlechtes Image. Eine neue Studie streut nun zusätzlich Salz in die Wunde.
Biosprit hat viele Kritiker. Nun verweisen britische Forscher auch noch auf mögliche Gesundheitsschäden. Für den hohen künftigen Bedarf an Biosprit sollen schnellwachsende Bäume gepflanzt werden, die nach Angaben des Teams Isopren ausdünsten. Das Gas führe zusammen mit Stickoxiden zur Bildung von bodennahem Ozon, das die Atemwege reizt. Die Forscher um Nick Hewitt von der Universität in Lancaster haben in einem Computermodell simuliert, wie sich der massive Anbau von Biosprit-Bäumen auf die Umwelt auswirken könnte. Sie präsentieren ihre Studie im Fachjournal "Nature Climate Change".
Die EU-Staaten haben sich verpflichtet, bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Energie im Verkehrssektor aus erneuerbaren Energien zu gewinnen. Um den hohen Bedarf an Biosprit zu decken, sollen in Zukunft weitere Pflanzen kultiviert werden, die sich zur Herstellung von Biosprit eignen. Die Forscher gehen in ihrem Modell davon aus, dass 2020 in Europa schnellwachsende Bäume wie Pappeln, Weiden und Eukalyptus für Biosprit auf einer Fläche angebaut werden, die etwa zweimal so groß wie Deutschland ist.
Die Ergebnisse der Simulation zeigen drastische Auswirkungen: Durch den vermehrten Anbau von Biosprit-Bäumen würde es zu einem deutlichen Anstieg der bodennahen Ozonwerte kommen. Darunter leiden unter anderem Menschen und einige Getreidearten. Pro Jahr sterben in Europa nach früheren Daten etwa 22.000 Menschen an den Folgen von Ozon. Diese Zahl würde sich nach Angaben der Autoren durch den vermehrten Anbau der Biosprit-Bäume um mehr als 1000 erhöhen. Zusätzlich würde der Ertrag von Nutzpflanzen wie Mais oder Weizen durch den Einfluss der erhöhten Ozonwerte um ein bis drei Prozent sinken, was zu finanziellen Einbußen von über einer Milliarden Euro führen würde.
In ihrem Modell gehen die Forscher davon aus, dass in Zukunft hauptsächlich Pflanzen angebaut werden, die zur Herstellung von Biokraftstoffen der zweiten Generation geeignet sind: Pappeln, Weiden und Eukalyptus. Nur durch diese schnellwachsenden Bäume könnte der hohe Bedarf an Biomasse gedeckt werden. Bei dem recht aufwendigen Verfahren entsteht zunächst Synthesegas und erst im zweiten Schritt Biokraftstoff. Bislang spielen Biokraftstoffe der zweiten Generation aber kaum eine Rolle - bis zur Marktreife dürften noch einige Jahre vergehen.
Neben den genannten Nachteilen haben die Biosprit-Bäume jedoch einen großen Vorteil: Sie können im Gegensatz zu den Pflanzen der ersten Generation wie beispielsweise Raps oder Zuckerrüben nicht als Nahrungsmittel verwendet werden. Platz für die Bäume sehen die Forscher hauptsächlich in Osteuropa. Allein in der Ukraine könnten fast ein Drittel der benötigten Bäume angepflanzt werden. Durch die Verlagerung nach Osteuropa wäre auch gewährleistet das Getreidepflanzen nicht von den Feldern vertrieben werden, weil es dort noch viele freie Grasflächen gebe.