Unna (dpa) - Die Stadtwerke Unna wollen als zweites kommunales Werk in Nordrhein-Westfalen Biogas ins reguläre Erdgasnetz einspeisen. Bis zum Herbst soll in Zusammenarbeit mit dem Kreis und den regionalen Landwirten eine acht Millionen Euro teure Anlage gebaut werden, teilte der Geschäftsführer der Stadtwerke Unna, Christian Jänig, am Freitag mit. Die ersten Gespräche hätten bereits stattgefunden, ein beauftragtes Ingenieurbüro habe ein Konzept erstellt.
Vorgesehen sei eine Anlage mit einer Gasleistung von 5 Megawatt sowie 2 Megawatt Stromleistung. Sie solle jährlich etwa 4,8 Millionen Kubikmeter
Biogas und 12 000 Megawattstunden Strom erzeugen. Damit könnten etwa 3400 Haushalte versorgt werden. Mit dem Betrieb könne im Vergleich zu konventionellen Anlagen jährlich der Ausstoß von 17 000 Tonnen des klimaschädlichen
Treibhausgases Kohlendioxid eingespart werden.
Nach Auskunft der Stadtwerke werde die Anlage im Kreis Unna nahe der B 1 inmitten von Feldern auf einer Fläche von etwa 30 000 Quadratkilometern errichtet. "Wir wollen möglichst nah am Rohstoff sein, sonst wäre die Anlage ökologisch nicht sinnvoll", sagte Jänig. Diese solle unter anderem mit Mais, Getreide und Grassilage betrieben werden. Insgesamt werden jährlich etwa 25 000 Tonnen Biomasse benötigt. Die liefernden Landwirte sollen als Gesellschafter mit 74,9 Prozent an der Anlage beteiligt sein.
Die Biogasanlage rechne sich nach Angaben der Stadtwerke nur auf Grund von Zuschüssen, die auf Basis zweier Bundesgesetze den Betreibern von Anlagen, die mit nachwachsenen Rohstoffen bestückt werden, pro
Kilowattstunde Strom bewilligt werden: Dem Gesetz zur Einspeisung erneuerbarer Energien (EEG) und dem Kraftwärmekopplungsgesetz (KWK). So kostete Biogas normalerweise etwa 8 Cent, erreiche auf diese Weise allerdings den mit
Erdgas vergleichbaren Preis von rund 3 Cent.
Die Stadtwerke Aachen (STAWAG) speisten Anfang des Jahres als erstes Unternehmen Bio-Erdgas ins NRW-Netz ein. Als besondere Herausforderung bei der Veredelung von Rohgas gelte, die Qualität von Erdgas zu erreichen, so Jänig. "Durch das Einspeisen des Gases in das Erdgasnetz muss es nicht an Ort und Stelle weiterverarbeitet werden, sondern kann später in Blockheizkraftwerken verstromt werden." Bisher werden Biogas-Anlagen überwiegend als lokale
Energieträger zur Erzeugung von Strom und Wärme in Kraftwerken am Standort der Anlage genutzt. Die produzierte Wärme gehe dabei zum größten Teil verloren, weil die größeren Abnehmer zu weit vom Standort des Kraftwerks entfernt seien.