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Setzt der ehemalige Atomstromer EnBW jetzt auf Gas?

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Stuttgart/Karlsruhe - An sich muss der ehemalige Atomstromer EnBW kräftig sparen - ausgerechnet jetzt denkt Deutschlands drittgrößter Energiekonzern ans Geldausgaben. Das Karlsruher Unternehmen erwägt eine vollständige Übernahme der Gasversorgung Süddeutschland (GVS) und der Schwestergesellschaft Terranets BW - die Anteile wollen die Deutschen vom italienischen Joint-Venture-Partner Eni kaufen. Die Rede ist von einem Investment in dreistelliger Millionenhöhe. Offiziell bestätigt wird nichts. Doch passen würde es, verlautete am Mittwoch aus Kreisen der EnBW-Anteilseigner.

Beim Umbau zum Öko-Konzern steht der neue EnBW-Chef Frank Mastiaux vor großen Herausforderungen: Die Energieerzeugung aus Wind und Wasser soll massiv ausgebaut werden. Dafür braucht Mastiaux eine Menge Geld. Doch die satten Gewinne sind mit dem Atomausstieg weggebrochen. Nun setzt die EnBW nach einem Bericht der "Stuttgarter Zeitung" verstärkt auf das Gasgeschäft.

Das lief bislang nebenher, verzeichnete aber im vergangenen Jahr kräftige Zuwächse. Vom EnBW-Gesamtumsatz in Höhe von 19,2 Milliarden Euro machte der Gasumsatz lediglich 2,5 Milliarden Euro aus - aber mit einem Plus von 40 Prozent nahmen die Erlöse signifikant zu. Die Kasse klingeln ließ der kalte Winter, aber auch der neue Vertrag mit dem russischen Gaslieferanten Novatek. Zehn Jahre lang sollen damit jährlich 21 Milliarden Kilowattstunden Gas geliefert werden.

Der Vertrag war Voraussetzung dafür, dass die EnBW selbst Angebote strukturieren und von einer verlängerten Wertschöpfungskette profitieren kann - auch wegen des neuen Gasspeichers im niedersächsischen Etzel. Mit der vollständigen Übernahme der GVS hätte die EnBW nun einen großen Gasanbieter im Portfolio. Auch würde es Sinn ergeben für die geplante verstärkte Partnerschaft mit den Kommunen und Stadtwerken.

Noch ist eine Finanzierung des möglichen Geschäfts völlig unklar: Die beiden EnBW-Großaktionäre - das Land Baden-Württemberg und der kommunale Zweckverband OEW - schwimmen nicht gerade im Geld. Zumal die Dividendenzahlungen durch den Versorger gesunken sind. Von der grün-roten Landesregierung ist nicht viel zu erwarten. Es gehe aber nicht nur um ein Engagement des Landes, heißt es aus Regierungskreisen. Möglicherweise sollten auch "institutionelle Anleger" mit ins Boot geholt werden. Bei der OEW fände man jedenfalls eine Übernahme der GVS-Anteile "charmant" - dies würde das Geschäftsmodell abrunden.

Und was sagt die EnBW? Sie äußert sich zu "Marktgerüchten und Spekulationen" nicht. Als Gas-Fan war bislang eher der von der Stuttgarter Landesregierung geschasste Mastiaux-Vorgänger Hans-Peter Villis bekannt. Nach dem Zeitungsbericht soll Mastiaux sogar darüber nachgedacht haben, die GVS-Beteiligung zu verkaufen. Die Hauptaktionäre sollen jedoch interveniert haben: Das fast 2000 Kilometer lange Fernleitungsnetz sei wichtig für die Infrastruktur des Landes.