Russlands Bedeutung als Energielieferant wächst
Stand: 18.07.2011
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Düsseldorf - Die deutschen Energiekonzerne setzen angesichts der geplanten Energiewende immer stärker auf Russland. Während RWE, Deutschlands größter Stromproduzent, an einer Allianz mit dem Gazprom-Konzern arbeitet, befindet sich laut "Stuttgarter Zeitung" der baden-württembergische Energieversorger EnBW in fortgeschrittenen Kooperationsverhandlungen mit dem russischen Gaslieferanten Novatek.
In der Politik treffen die Russen bislang auf offene Türen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sagte der "Financial Times Deutschland": "Wir stehen in den nächsten Jahren vor großen Herausforderungen, um die Energiewende zu bewältigen." Dafür brauche man vor allem neue Kapazitäten bei Gaskraftwerken. "Es könnte hilfreich sein, wenn Gazprom sich hier einbringt."
Russlands Präsident Dimitri Medwedew will die geplante Kooperation nach "Spiegel"-Informationen bei den gemeinsamen Regierungskonsultationen am Dienstag in Hannover direkt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besprechen. Im Gespräch sei nicht nur die Bildung einer gemeinsamen europäischen Kraftwerkstochter, sondern mittelfristig sogar eine Beteiligung von Gazprom am Essener Konzern.
Absichtserklärung über strategische Partnerschaft
Russland ist schon heute Deutschlands wichtigster Energielieferant. Im vergangenen Jahr lieferte das rohstoffreiche Riesenland nach Angaben des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mehr als 36 Prozent der gesamten deutschen Rohölimporte und mehr als 39 Prozent der Erdgaseinfuhren.
RWE hatte bereits in der vergangenen Woche mit dem russischen Gasriesen Gazprom eine Absichtserklärung über eine strategische Partnerschaft unterzeichnet. Gemeinsam wollen sie künftig Kohle- und Gas-Kraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Benelux-Ländern bauen und betreiben. Denn Gazprom will sich nicht länger auf die Rolle des bloßen Gaslieferanten beschränken.
Konkurrent EnBW ist noch nicht ganz soweit: Der Vorstandsvorsitzende Hans-Peter Villis wolle das Gasgeschäft des Konzerns ausbauen und plane dafür eine weitreichende Zusammenarbeit mit Novatek, dem größten unabhängigen Gasförderer Russlands, berichtete die "Stuttgarter Zeitung" unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. Die Gespräche würden von Villis mit Nachdruck geführt und seien inzwischen weit fortgeschritten. Ein EnBW-Sprecher wollte sich am Montag auf dapd-Nachfrage nicht dazu äußern.
Auch Deutschlands größer Energieversorger E.ON ist weiteren Kooperationen mit russischen Partnern offenbar nicht abgeneigt, setzt aber Grenzen für die Zusammenarbeit. "Über Kooperationen bei einzelnen Projekten kann man reden. Das ist im Bereich der Erdgasförderung wie auch bei Windenergieprojekten schon lange üblich. Aber E.ON als Ganzes sucht keinen strategischen Partner", sagte der Konzernchef Johannes Teyssen erst am Wochenende der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung".