Russland will weiter Gasleitungen nach Europa bauen
Stand: 26.05.2014
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Düsseldorf - Russland will trotz der anhaltenden Ukraine-Krise am Bau der South-Stream-Gaspipeline nach Europa festhalten. "Diese Leitung brauchen wir auf jeden Fall", sagte der russische Energieminister Alexander Nowak dem "Handelsblatt" (Montag). "Europa wird wegen der fallenden eigenen Gasförderung immer mehr Erdgas importieren müssen. Selbst wenn der Verbrauch in Europa auf dem heutigen Niveau bleibt, also nicht wächst, braucht die EU 2020 über 100 Milliarden Kubikmeter mehr Importgas als dieses Jahr." Dafür benötige Europa mehr Pipelines.
"Wir sind bereit, sie zu bauen, und wir haben die Gas-Ressourcen dazu und die Investitionsmittel", erklärte Nowak. "Aber dass die EU-Kommission den Bau von South Stream mit allen Mitteln behindert, verstehe ich nicht. Europa setzt Energie als Druckmittel ein, nicht wir." Es gebe keine Perspektive für die EU, in nächster Zeit ohne russisches Gas auszukommen. Mögliche Schiefergas-Importe aus den USA sehe er gelassen. "Das wird viel zu teuer."
Der in der vergangenen Woche von Russland mit China vereinbarte Gasvertrag sei wiederum keine Konkurrenz für Europa. Das Gas für China solle aus "ganz anderen" Quellen im Osten Sibiriens kommen, die nicht an das Piplelinesystem angeschlossen sind. Zugleich warnte Nowak: "Aber wir planen jetzt schon das nächste Projekt mit China über Gas aus Westsibirien, das auch nach Europa gehen könnte."
Vor den am (heutigen) Montag in Berlin geplanten Verhandlungen mit der EU über Gaslieferungen an die Ukraine deutete Nowak Kompromissbereitschaft an: "Russland ist daran interessiert, dass die Ukraine zahlungsfähig bleibt - auch damit sie die Zahlungsrückstände für russisches Gas begleichen kann." Wenn Kiew seine bisherigen Zahlungsverpflichtungen erfülle, sei Russland bereit, über weitere Gaspreisrabatte zu reden.