Russland fordert noch höheren Gaspreis von der Ukraine
Stand: 15.12.2005
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Moskau/Kiew (dpa) - In dem seit Wochen dauernden Gasstreit mit der Ukraine hat Russland den Druck erhöht und seine Preisforderung erneut deutlich nach oben geschraubt. "Gasprom besteht auf einem Marktpreis von 220 bis 230 Dollar pro 1000 Kubikmeter Gas", sagte der Vizevorstandschef des Gasförderers Gasprom, Alexander Medwedew, am Mittwoch dem Moskauer Fernsehsender NTW. Der ukrainische Präsident Viktor Juschtschenko sagte in Kiew, er erwarte in nächster Zeit eine Lösung "im beiderseitigen wirtschaftlichen Interesse". Der Streit dürfe nicht politisiert werden.
Russland baut die Ostseepipeline nach Deutschland unter anderem deswegen, um die Transitländer Ukraine und Polen umgehen zu können. Gasprom warnt seit Wochen davor, dass durch den Streit mit der Ukraine auch die Lieferungen nach Westeuropa 2006 gefährdet seien. Gasprom-Chef Alexej Miller hat angekündigt, er werde die Gaslieferungen an die Ukraine stoppen, sollte nicht bis Jahresanfang ein neuer Liefervertrag unterzeichnet werden.
Für die baltischen Länder will Gasprom den Gaspreis nach Angaben Medwedews 2006 von 80 auf 120 bis 125 Dollar pro 1000 Kubikmeter erhöhen. Auch russlandkritische Ex-Sowjetrepubliken müssen tiefer in die Tasche greifen: Für Georgien wurde der Gaspreis von 63 auf 110 Dollar, für Moldawien auf 150 bis 160 Dollar angehoben. Weißrussland bezieht sein Gas weiterhin zum Freundschaftspreis von 47 Dollar.
Russland zahle bislang weit weniger als in Europa üblich für den Gastransit durch die Ukraine, sagte Juschtschenko. Seine Absage an eine Politisierung des Streits dämpfte Versuche der Kiewer Regierung, die Stationierungskosten für die russische Schwarzmeerflotte auf der Krim als Druckmittel gegen Russland einzusetzen. Moskau liefert dafür jährlich Gas im Wert von 93 Millionen Dollar.