Russland erhebt Anspruch auf große Teile der Arktis
Stand: 05.08.2015
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Moskau - Der Kreml hat seinen Anspruch auf große Teile der rohstoffreichen Arktis bekräftigt. In einem Schreiben an die UN-Kommission zur Begrenzung des Festlandsockels forderte Moskau am Dienstag die Hoheitsrechte über eine Fläche von 1,2 Millionen Quadratkilometern. Das von Russland beanspruchte Gebiet umfasst auch den Nordpol und würde Moskau nach eigenen Angaben den Zugang zu 4,9 Milliarden Tonnen fossiler Brennstoffe verschaffen.
Ansprüche auf Gebiete in der Arktis über eine Entfernung von 200 Seemeilen von der Landesgrenze hinaus müssen gemäß der UN-Seerechtskonvention durch wissenschaftliche Daten gestützt werden. Mit dem aktuellen Antrag bekräftigt Russland eine entsprechende Forderung aus dem Jahr 2001. Die UN-Kommission hatte damals weitere Belege von der russischen Regierung verlangt.
In den vergangenen Jahren sammelten russische Forscher bei neun Expeditionen Daten, um die russischen Gebietsansprüche zu belegen. Moskau argumentiert, der russische Festlandsockel reiche weit über den 200-Seemeilen-Radius hinaus. Der russische Antrag umfasst den Lomonossow- und den Mendelejew-Rücken, die auch von Dänemark und Kanada beansprucht werden.
In der Arktis werden riesige Öl- und Gasvorkommen vermutet. Daher melden auch die beiden anderen Anrainerstaaten USA und Norwegen Gebietsansprüche in der entlegenen Region an. Zudem macht das voranschreitende Abschmelzen des Eises die Region auch für den Frachtverkehr zwischen Atlantik und Pazifik attraktiv.
Ein UN-Sprecher erklärte, mit der Prüfung des 2000 Seiten umfassenden Antrags werde im Februar oder März 2016 begonnen. Nach Einschätzung des russischen Forschers Viktor Pospelow, der an der Studie mitgearbeitet hatte, könnte es bis zu drei Jahre dauern, bis ein Ergebnis vorliegt.
Die Arktis war unter Präsident Wladimir Putin verstärkt in den Fokus der russischen Regierung gerückt. Eine kürzlich gegründete Kommission befasst sich mit wirtschaftlichen Projekten in der Region. 2007 hatte Russland für Aufsehen gesorgt, als ein U-Boot eine russische Flagge direkt unter dem Nordpol in den Meeresboden steckte. Zudem erhöhte Moskau seine Militärpräsenz in der Arktis.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte alarmiert auf den russischen Vorstoß. Es müsse verhindert werden, dass die Arktis als das "nächste Saudi-Arabien" betrachtet werde, erklärte die Organisation am Dienstag mit Blick auf die mögliche Ausbeutung der Ölvorkommen. Sollten die Ansprüche Russlands und der anderen Anrainer nicht abgewehrt werden, drohe die Region in den kommenden Jahrzehnten von Bohrinseln und Fischereiflotten bevölkert zu werden.