Putin bezeichnet Nabucco als "sinnlos und gefährlich"
Stand: 26.04.2010
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Wien - Der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hat bei seinem Besuch in Wien das von der Europäischen Union favorisierte Gaspipeline-Projekt Nabucco scharf kritisiert. Er sagte bei einer Pressekonferenz mit dem österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) am Samstag, es sei sinnlos und gefährlich, eine Pipeline zu bauen, ohne Lieferverträge zu haben.
Österreich und Russland unterzeichneten im Anschluss ein Abkommen zum Bau eines Teilstücks der Nabucco-Konkurrenz, der Gaspipeline South Stream, in Österreich. Das Alpenland ist an beiden Projekten beteiligt. "Wir sehen da keinen Interessenkonflikt", sagte Faymann. Österreich habe mehrere Möglichkeiten und spiele diese nicht gegeneinander aus. Zudem wisse man noch nicht, wie die Gaslieferungen bei Nabucco zustande kommen sollen.
Putin äußerte Unverständnis darüber, dass Länder bestrebt sein könnten, von Russland bei Energielieferungen unabhängig zu sein. Weltweit gebe es kein Land mit ähnlichen Gasvorräten wie in Russland, sein Land könne die Interessen der Energieabnehmer auf Jahre befriedigen. Nabucco sei sicherlich eine Konkurrenz zu South Stream, "aber wir haben nichts dagegen".
Die Gaspipeline South Stream wird von dem russischen Gasmonopolisten Gazprom gemeinsam mit der italienischen Eni geplant. Die Leitung soll von Beregowaja an der östlichen Schwarzmeerküste durch das Schwarze Meer bis nach Bulgarien und von dort aus in zwei Strängen nach Ungarn und Österreich sowie nach Griechenland und Italien führen.
Sie gilt als Konkurrenz für das von der EU favorisierte Nabucco-Projekt, mit dem die Abhängigkeit von russischen Energielieferungen verringert werden soll. Die Kapazität von South Stream liegt zunächst bei 31, später bei bis zu 63 Milliarden Kubikmetern pro Jahr. Die ersten Lieferungen sind für 2013 geplant.
Durch Nabucco soll ab 2014 Gas vom Kaspischen Meer nach Europa strömen - unter Umgehung Russlands. Die von der EU unterstützte Pipeline kostet rund 8 Milliarden Euro. Russland kritisiert das Projekt und bemüht sich um Vereinbarungen mit Förderländern, um das Gas über South Stream liefern zu lassen.