Preise für Heizöl steigen auf Vier-Jahres-Hoch
Stand: 16.08.2012
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Hamburg - Heizöl ist so teuer wie seit vier Jahren nicht mehr. Der bundesweite Durchschnittspreis stieg am Donnerstag nach Einschätzung von Experten auf mehr als 95 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern).
Einzig im Sommer 2008 war Heizöl noch teurer; damals erreichte der Preis rund 98 Euro für 100 Liter. Gegenüber dem Preistief im Juni habe sich Heizöl damit bereits um 13 Euro verteuert, meldet der Marktbeobachter Tecson, ein Hersteller von Tankmesstechnik.
Ursache für das Preishoch seien die steigenden Rohölpreise, die für die Nordsee-Sorte Brent inzwischen wieder bei 117 Dollar für ein Barrel (159 Liter) stehen. Das sind fast 30 Dollar mehr als beim Tiefstand im Juni. Das Ölembargo gegen den Iran und abnehmende Lagerbestände in den USA geben dem Ölpreis Auftrieb. Dazu kommt der schwache Euro, der bei 1,23 Dollar vor sich hin dümpelt. Im Frühjahr, als die Rohölpreise schon einmal zum Höhenflug ansetzten, gab es für einen Euro noch zehn US-Cent mehr. "Die Kosten der europäischen Schuldenkrise werden dadurch schon heute für die Verbraucher spürbar", sagte der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold. Öl wird in Dollar bezahlt, deshalb macht ein schwacher Euro den Rohstoff nochmals teurer. In Euro gerechnet ist Rohöl so teuer wie noch nie.
"Es gibt keine besonders ausgeprägte Heizöl-Nachfrage, weil die Verbraucher im Sommer nicht so stark unter Kaufdruck stehen", sagte Rainer Wiek vom Hamburger Energie-Informationsdienst EID. "Wir haben aber nach wie vor einen relativ hohen Leerstand in den Heizöltanks, der sich irgendwann in Nachfrage niederschlagen wird." Die Hoffnung der Käufer auf ein nachhaltig niedrigeres Preisniveau sei schon im vergangenen Jahr immer wieder enttäuscht worden und auch der Preisrückgang von April bis Juni dieses Jahres sei nur von kurzer Dauer gewesen und beinahe schon wieder aufgeholt.
Internet-Portale wie Heizoel24.de, Brennstoffhandel.de und tecson.de geben unterschiedliche Empfehlungen an die Kunden und rechnen teilweise mit steigenden, aber auch mit fallenden Preisen in den kommenden Wochen. Der unabhängige Experte Bukold meint, die Heizölpreise sollten nicht mehr deutlich zulegen, sondern kurzfristig zwischen 90 und 95 Euro verharren und anschließend nachgeben. "Die Preishausse hat mit guten Argumenten begonnen, aber wird jetzt mit schwächeren Argumenten fortgesetzt", sagte er. Durch Produktionsausfälle in der Nordsee sei der aktuelle Brent-Preis höher, als es die fundamentale Marktlage rechtfertige. An den Ölbörsen sorge zudem das Hintergrundrauschen von Irankrise und billigem Zentralbankgeld dafür, dass vermehrt Hedgefonds auf den fahrenden Zug springen und bei Preisschwächen sofort zukaufen.