Oettinger: Nabucco-Projekt ist "schwierig aber chancenreich"
Stand: 18.05.2011
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Hamburg - EU-Energiekommissar Günther Oettinger hat das geplante Gas-Pipelineprojekt Nabucco als "schwierig, aber chancenreich" bezeichnet. "Nabucco kostet Milliarden, und es ist nicht ganz einfach, Banken und Investoren davon zu überzeugen, dass das Projekt Sinn macht", sagte Oettinger in einem vorab veröffentlichten Gespräch mit der "Zeit" (19. Mai). Zwar könnte die von der EU unterstützte Pipeline so wie alle Großprojekte noch scheitern, er baue aber auf eine Entscheidung für den Baubeginn bis Jahresende, so Oettinger weiter.
Nabucco soll künftig jährlich bis zu 31 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Kaspischen Raum und aus dem Irak nach Mitteleuropa bringen. Bei dem Projekt sind Länder wie Aserbaidschan und Turkmenistan als Zulieferer sowie Georgien, die Türkei, Bulgarien, Rumänien, Ungarn und Österreich als Durchleitungsländer einbezogen. "Das ist also ein Mannschaftsspiel mit vielen Spielern und sehr unterschiedlichen Spielkulturen", sagte Oettinger.
Erst Anfang des Monates waren erneute Verzögerungen bei dem EU-Gaspipeline-Projekt bekanntgeworden. So soll sich der Baubeginn der Pipeline um ein Jahr auf 2013 verschieben. Die Produzenten in den Lieferländern können nach Angaben der Projektgesellschaft, die für den Bau der Röhre zuständig ist, das erste Gas erst 2017 und nicht schon früher zur Verfügung stellen. Es sei daher nicht sinnvoll, schon vor 2013 mit dem Bau anzufangen, hieß es.
Die Pipeline soll die EU unabhängiger von russischem Gas machen. Sie ist ein Konkurrenzprojekt zu South Stream, das vom russischen Gaskonzern Gazprom vorangetrieben wird und bei dem sich zuletzt die BASF-Tochter Wintershall engagierte. An Nabucco ist unter anderem der deutsche Versorger RWE beteiligt. Das Unternehmen, wie auch die anderen Beteiligten, knüpft eine endgültige Investitionsentscheidung an feste Lieferzusagen, zum Beispiel aus Aserbaidschan.