Ölpreis steigt wieder auf Rekordhöhe - Spannungen im Nahen Osten
Stand: 09.08.2005
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New York (dpa) - Politische Spannungen im Nahen Osten und die Furcht vor Engpässen haben die Ölpreise am Montag erneut auf Rekordwerte getrieben. Erstmals stieg der US-Ölpreis über 63,00 Dollar und näherte sich dann sogar der Marke von 64 Dollar. Der Preis für US-Öl der Sorte WTI stieg in der Spitze bis auf den neuen Rekordstand von 63,99 Dollar pro Barrel (159 Liter). Um 20.00 Uhr kostete ein Barrel 63,45 Dollar und damit 1,14 Dollar mehr als zum Handelsschluss in New York am Freitag. Wenige Tage nach der Amtseinführung des neuen saudischen Königs hatte die US-Botschaft in Riad wegen einer Terrorwarnung am Monntag geschlossen.
"Mit dem Iran rückt allmählich ein weiterer Krisenunsicherheitsfaktor in das Blickfeld", sagte Rohstoffexpertin Melanie Fischinger von der Commerzbank. Bisher sei die Lage dort weitgehend ignoriert worden. Iran hatte am Montag nach Angaben der Nachrichtenagentur IRNA Teile der umstrittenen Atomanlage in Isfahan wieder in Betrieb genommen. Diesen Schritt hatte die Regierung bereits am Sonntag angekündigt. Der Iran stellt nach Einschätzung von Experten etwa 4,7 Prozent der Weltproduktion. Die Marktteilnehmer sind nach Ansicht von Händlern auch wegen möglicher Terroranschläge oder Störungen der Rohöl-Versorgung in Saudi-Arabien beunruhigt.
Als Grund für den Anstieg gilt auch die Furcht vor Versorgungsengpässen. Weil die US-Raffinerien zu fast 100 Prozent ausgelastet sind, befürchten Marktteilnehmer, dass es Produktionsunterbrechungen geben könnte. Ausserdem treibt das kräftige Wachstum der US-Wirtschaft den Preis an. "Die Gefahr besteht, dass der Ölpreis noch weiter anzieht, auch wenn die fundamentale Versorgungslage dies derzeit eigentlich nicht rechtfertigt", sagte Fischinger. Es gebe derzeit "zu viele Unwägbarkeiten". Von einer akuten Knappheit an den Ölmärkten könne nicht gesprochen werden.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ist ebenfalls leicht gestiegen. Nach Angaben des OPEC- Sekretariats vom Montag kostete ein Barrel (159 Liter) aus den Fördergebieten der Organisation am vergangenen Freitag im Durchschnitt 55,29 Dollar und damit 22 Cent mehr als am Vortag. Der Durchschnittspreis für die erste Augustwoche lag nach Berechnungen der Wiener OPEC-Rohöl-Zentrale bei 54,99 Dollar. Das waren 2,48 Dollar mehr als in der letzten Juliwoche.