Ölmulti Shell will BG Group kaufen
Stand: 09.04.2015
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London - Shell will den britischen Gasförderer BG Group übernehmen und damit noch stärker auf Flüssiggas setzen. 47 Milliarden Pfund (64 Mrd Euro) in bar und in Aktien will Shell bezahlen, wie beide Unternehmen am Mittwoch mitteilten. Das entspricht einem Aufschlag von rund 50 Prozent zum Schlusskurs der BG-Aktie vom Dienstag.
In der Branche hatte es wegen des Ölpreisverfalls der vergangenen Monate schon länger Spekulationen über größere Übernahmen gegeben. Viele Konzerne stehen unter Zugzwang, ihre Kosten zu senken und wieder mehr Gewinn zu erzielen. Die geplante Fusion soll vor Steuern jährlich mindestens rund 2,5 Milliarden Dollar einsparen. Shell ist zuversichtlich, dass die Wettbewerbsbehörden die Fusion abnicken: Man erwarte keine großen Probleme, hieß es.
Shell will Geschäft stärker fokussieren
Shell wolle sich künftig auf weniger Bereiche konzentrieren, sagte Shell-Chef Ben van Beurden in der Mitteilung. Zwischen 2016 und 2018 will der Konzern Unternehmensteile im Wert von rund 30 Milliarden US-Dollar (27,5 Mrd Euro) verkaufen. Nach dem BG-Kauf wäre Shell unter den internationalen Ölfirmen der größte Hersteller von Flüssiggas.
Aktionäre der Briten sollen pro Aktie 3,83 Pfund und rund 0,45 Shell-Aktien vom Typ B erhalten. BG empfiehlt seinen Anlegern, das Angebot des britisch-niederländischen Konzerns anzunehmen. BG hatte zuletzt einen Marktwert von 31 Milliarden Pfund, damit wäre die Übernahme auch branchenübergreifend eine der größten in diesem Jahr. BG-Aktien schossen nach Handelseröffnung um mehr als 40 Prozent nach oben. Shell-Aktien fielen am Mittwochvormittag dagegen um mehr als zwei Prozent. Papiere von Konkurrenten wie BP und Tullow Oil legten dagegen kräftig zu.
Größter Zukauf für Shell seit Fusion der beiden Länderzweige
Für Shell wäre es der größte Zukauf seit der 41,7-Milliarden-Pfund schweren Fusion des niederländischen und des britischen Zweiges. Mit der Übernahme würden der größte und der drittgrößte Gasproduzent Großbritanniens zusammengehen. Nach den Worten des Shell-Chefs könnte der Deal Anfang 2016 abgeschlossen werden.
BG hatte im vierten Quartal fünf Milliarden US-Dollar abschreiben müssen, soviel wie noch nie. Der Grund lag vor allem in Australien, wo Konzernteile wegen des Verfalls der Rohstoffpreise deutlich an Wert verloren hatten. Vor zwei Monaten hatte bei BG Helge Lund den Chefsessel erklommen, zuvor war der Manager in gleicher Position beim norwegischen Ölkonzern Statoil tätig.
Neben dem Mega-Deal kündigte Shell außerdem ein Aktienrückkaufprogramm über mindestens 25 Milliarden US-Dollar (23 Mrd Euro) ab 2017 an.