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Öl- und Gasförderung: Restrisiko bleibt immer

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Freiberg - Das Leck auf der Gasplattform Elgin erinnert an die Katastrophe auf der Ölplattform Deepwater Horizon. Wieder kann der Betreiber das Leck nicht schließen, wieder sind die vollen Auswirkungen auf die Umwelt unbekannt. Forscher sind sich sicher: Bei der Förderung von Öl und Gas bleibt immer ein Restrisiko.

"Das ist wie überall: Auch bei Bohrungen gibt es keine hundertprozentige Sicherheit", sagte der Freiberger Forscher Professor Mohammed Amro im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Deshalb ließen sich Unfälle wie jetzt in der Nordsee nicht ausschließen. Man könne das Risiko nur minimieren. Seit Tagen strömen vor der Küste Schottlands aus dem Leck einer Förderplattform des Energiekonzerns Total pro Tag schätzungsweise 200 000 Kubikmeter Gas aus. Das entspricht etwa dem halben Volumen des Kölner Doms (rund 400 000 Kubikmeter).

Die Natur bleibt unberechenbar

"Wir arbeiten mit der Natur und wissen nicht immer genau, was sie für uns bereithält", sagte der 52 Jahre alte Wissenschaftler. Bei manchen geologischen Formationen sei der Druck höher als angenommen, bei anderen sei es umgekehrt. "Beides führt zu einem Risiko." Amro hat an der Freiberger Bergakademie eine Professur für Geoströmungs-, Förder- und Speichertechnik. Der Wissenschaftler stammt aus Saudi-Arabien und hat sich unter anderem intensiv mit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko 2010 beschäftigt.

Nach Darstellung von Amro lassen sich aber beide Fälle nicht vergleichen. Bei der Katastrophe im Golf war eine Förderplattform von Britisch Petroleum (BP) explodiert und hatte elf Menschen mit in den Tod gerissen. Im Gegensatz dazu war es Total jetzt gelungen, die Plattform zu evakuieren und alle rund 250 Mitarbeiter schnell in Sicherheit zu bringen. "Das ist eine logistische Meisterleistung und sollte auch einmal gewürdigt werden", sagte der Professor. Die Havarie jetzt in der Nordsee sei leichter zu beherrschen.

Total ist vorerst hilflos

Amro führt vor allem die Wassertiefe an. 2010 mussten im Golf Arbeiten am Bohrloch in etwa 1500 Meter Tiefe vorgenommen werden. Im aktuellen Fall liegt der Meeresgrund nur knapp 100 Meter unter der Wasseroberfläche. Amro zufolge ist Erdgas zudem leichter zu handhaben als Erdöl, obwohl das Gas mit größerem Druck und einer höheren Temperatur nach oben kommt. Wichtig sei aber vor allem, dass die Plattform noch steht. "Das ist wie eine Arbeitsbühne, von der man später auch mit konventionellen "Kill"-Methoden vorgehen kann. Diese Möglichkeit darf man nicht verlieren."

"Jetzt müssen drei Schritte unternommen werden: Das oder die Lecks analysieren, das austretende Gas umleiten sowie Entlastungsbohrungen vornehmen, damit die Lagerstätte mit einer Spülung verschlossen werden kann." Die Kosten ließen sich derzeit nicht abschätzen. Allein für die von Total bereits angekündigten Probebohrungen rechnet Amro mit bis zu drei Monaten Dauer. Problematisch sei, dass man wegen des Gasaustritts momentan nicht auf die Plattform könne und deshalb den Störfall aus der Ferne in den Griff bekommen müsse. Daran ändere auch das Verlöschen einer Gasflamme auf der Plattform nichts.