Nord Stream kündigt Millionen für küstennahen Umweltschutz an
Stand: 09.03.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Greifswald - Knapp ein Jahr nach der außergerichtlichen Einigung von Umweltverbänden und der Nord Stream AG hat das Betreiberkonsortium der in Bau befindlichen deutsch-russischen Ostseepipeline ein millionenschweres ökologisches Kompensationsprogramm in Aussicht gestellt. Allein für Ersatz- und Ausgleichsprojekte würden in den nächsten 20 Jahren an der ostdeutschen Küste mindestens 14 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, erklärte Projektleiter Jens Lange am Mittwoch in Greifswald.
Noch im März soll bei Leopoldshagen auf den Wiesen am Stettiner Haff ein Langzeitprojekt zum Schutz sehr seltener Wiesenbrüter wie Uferschnepfen, Brachvögel und Kiebitze starten. Die am Boden nistenden und jahrzehntelang durch Landwirtschaft und Räuber wie Füchse und Marderhunde landesweit nahezu komplett ausgerotteten Küstenvögel sollen durch umzäunte Gehege und ökologisch ausgerichtete Mahd geschützt werden. Die Wiedervernässung, Ausgleichszahlungen an betroffene Landwirte, die mehrjährige Überwachung des 495 Hektar großen Küstenareals durch einen Ornithologen und Jagdzüge auf sogenannte Prädatoren will Nord Stream bis zum Jahre 2031 finanziell aufkommen.
Naturnahe Projekte bei Peenemünde und Lubmin
Mit mindestens fünf Millionen Euro unterstützt der internationale Firmenverbund auch die Renaturierung eines 125 Hektar großen Land- und eines 35 Hektar umfassenden Seegebietes im Norden der Insel Usedom. Ab Juli werde bei Peenemünde ein Küstenschutzgebiet wieder in seinen Zustand vor der Eindeichung nach der Sturmflut 1872 und dem Bau der früheren Heeresversuchsanstalt versetzt, sagte Meeresbiologe Jan Kube. Dafür würden 40.000 Kubikmeter Erdboden abgetragen und auf einem Spülfeld deponiert sowie 400.000 Kubikmeter Seesand zurück in den Greifswalder Bodden gespült. "In zwei Jahren soll dort wieder eine Lagunenlandschaft für seltene Flussseeschwalben und Sandregenpfeier sowie geschützte Tagfalter entstehen", unterstrich Kube.
Natürliche Verhältnisse sollen auch im unmittelbaren Anlandebereich der Ostseepipeline wiederhergestellt werden. Dafür wird bei Lubmin, wo derzeit die Übernahmestation entsteht, eine Graudünenlandschaft mit Sand- und Magerrasen auf einer Fläche sechs Hektar angelegt werden. Insgesamt sollen 6.000 Kubikmeter mariner Sand angelandet werden. Forscher wollen dort auch über 100 Waldeidechsen aussetzen, die während der Bauarbeiten eingefangen und in speziell angelegten Steinwurzelhaufen überwintert wurden.
Bis 2016 rund 40 Millionen Euro für ökologische Überwachung
Im gesamten Trassenbereich wurden nach Nord Stream-Angaben allein im vergangenen Jahr etwa 13 Millionen Euro für Überwachungsprogramme ausgegeben. Bis 2016 sollen weitere 40 Millionen Euro in Umweltmonitoring-Programme an fast 1.000 Standorten investiert werden, darunter für Untersuchungen von Wasserqualität, Unterwasserlärm, Auswirkungen chemischer Gift- und Munitionsstoffe sowie mögliche Folgen für Fische, Seevögel sowie Robben und Schweinswale.