Nord Stream gibt Gas - erste Pipeline-Rohre kommen an die Ostsee
Stand: 05.05.2008
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Sassnitz/Berlin (dpa) - Für die Erdgas-Ostseepipeline, das größte jemals in der Ostsee geplante Pipelineprojekt, beginnen in dieser Woche die konkreten Vorbereitungen. Am Dienstag rollt der erste Zug mit rund 100 Stahlrohren für die 1220 Kilometer lange Erdgastrasse des russisch-deutsch-niederländischen Konsortiums Nord Stream an die Ostseeküste. Auf dem Gelände des Fährhafens Sassnitz auf der Insel Rügen sollen in den kommenden Jahren rund 60.000 Rohre mit einem bis zu elf Zentimeter dicken Erzbetonmantel versehen werden. Schiffe sollen sie dann zu den Verlegepunkten in die Ostsee bringen. Ist die Trasse fertig, werden pro Jahr 27,5 Milliarden Kubikmeter russisches Erdgas nach Lubmin bei Greifswald gepumpt und von dort ins westeuropäische Erdgasnetz weitergeleitet.
Zum Baubeginn im selben Jahr müssen Müller zufolge rund ein Drittel der Rohre, mehr als 400 Kilometer, für die Verlegung an verschiedenen Logistikstandorten lagern. In die nach Unternehmensangaben umfassendsten Umweltuntersuchungen und Planungen, die es jemals für ein Ostseeprojekt gab, hat Nord Stream bisher mehr als 100 Millionen Euro investiert. "Damit schaffen wir gute Grundlagen für eine Genehmigung."
Der Fährhafen Sassnitz auf der Insel Rügen soll neben dem finnischen Kotka in den nächsten Jahren zum zentralen Logistikknotenpunkt für die Trasse werden. Pro Woche rollen dann 5 bis 15 Züge mit je 81 bis 108 Rohren vom Pipeline-Hersteller Europipe in Mülheim/Ruhr nach Sassnitz, wo sie vom kommenden Jahr an mit Beton umhüllt werden. Bis zum Sommer beginnt in Sassnitz deshalb der Bau eines Betonummantelungswerkes. Die Fundamente liegen bereits. Mit dem Werk des französischen Pipeline-Spezialisten Eupec, das von Januar 2009 an die Arbeit aufnehmen will, entstehen für mindestens drei Jahre rund 150 Arbeitsplätze.
Allein die Fertigung der Stahlrohre mit einem Gesamtgewicht von 860.000 Tonnen kostet Nord Stream mehr als eine Milliarde Euro. Die Kosten für das Gesamtvorhaben werden inzwischen auf 7,4 Milliarden Euro geschätzt. Finanziert wird das Projekt ohne EU-Hilfe. Die Mittel für den Bau kommen nach Nord Stream-Angaben zu 30 Prozent aus dem Eigenkapital der Gesellschafter, 70 Prozent werden über Kredite finanziert. Der Anteil an der Finanzierung entspreche dem Anteil am Unternehmen, an dem der russische Energieriese Gazprom 51 Prozent, Wintershall und E.ON Ruhrgas je 20 Prozent und die niederländische Gasunie 9 Prozent halten.