Mainova setzt in Bonn Signal für Gaswettbewerb
Stand: 15.10.2006
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Bonn (dpa) - Paukenschlag für mehr Wettbewerb auf dem Gasmarkt: Privatkunden in Bonn können ab sofort zu einem gegenüber den eigenen Stadtwerken billigeren Lieferanten wechseln. Mit seinem deutschlandweit überraschenden und pionierartigen Vorstoß bringt mit dem Frankfurter Energieversorger Mainova erstmals ein großer Regionalversorger Bewegung in die bisherige Monopolstruktur der Gasversorgung. Privatkunden in Bonn - sie waren bisher praktisch an das Angebot der Stadtwerke gebunden - könnten Gas bei Mainova von diesem Samstag an bestellen, teilte Mainova am Freitag in Bonn mit. Lieferstart sei der 1. Januar 2007.
Es ist das erste Mal, dass im Gas-Privatkundengeschäft ein etablierter Regionalversorger nach den neuen Weichenstellungen für die Netznutzung in ein anderes Bundesland expandiert und dort einem anderen Stadtwerk Konkurrenz macht. Erstmals könnten Privatkunden vom Angebot der Mainova AG außerhalb des eigenen Netzgebietes in der Rhein-Main-Region profitieren, berichtete das Unternehmen. Nach der Öffnung des Gasmarkts mit einem leichteren Zugang zu den Netzen der Betreiber seit 1. Oktober sehe Mainova nun die Chance, zusätzliche Kunden zu gewinnen.
Bei dem Produkt "novagas" sollen die Mainova-Kunden in Bonn auch eine einjährige Preisgarantie (bis zum 31. Dezember 2007) erhalten. Für Kunden mit einem Jahresverbrauch von zum Beispiel 30 000 Kilowattstunden (kWh) betrage die Ersparnis rund 45 Euro gegenüber dem aktuell günstigsten Preis des lokalen Versorgers. Auch müsse der Kunde keine Abschlagszahlungen mehr leisten, sondern erhalte drei, gemäß dem tatsächlichen Verbrauch erstellte Rechnungen.
Für den Wechsel muss der Kunde eine E-Mail-Adresse besitzen. Für die Anmeldung für "novagas" muss er sich online unter www.novagas.de mit seiner Zähler- und Kundennummer des bisherigen Lieferanten anmelden. Alle Kündigungsformalitäten beim bisherigen Versorger übernimmt Mainova. Im Zusammenhang mit dem Wechsel fallen laut Mainova für den Kunden keine weiteren Kosten an. Sollte er bis zu drei Monate nach Lieferbeginn nicht von "novagas" überzeugt sein, kann er seinen Vertrag bei Zahlung einer Aufwandspauschale in Höhe von 25 Euro kündigen.
"Wir sind für die Herausforderungen des intensivierten Wettbewerbs in Deutschland gut gerüstet", sagte der Mainova-Vorstandsvorsitzende Ewald Woste. "Mit dem Angebot für Bonner Kunden wollen wir uns als einer der Ersten in der Branche diesem Wettbewerbstest unterziehen." Die Stadt Bonn habe sich angeboten, weil hier in einem kompakten Vertriebsgebiet eine hohe Anschlussdichte vorhanden sei. Das biete preisliche Chancen für einen Wettbewerber.
Die Stadtwerke Bonn, die rund 55 000 Haushalte mit Gas beliefern, reagierten auf den Vorstoß aus Hessen nach gelassen. "Wir sind auf den Wettbewerb vorbereitet", sagte Geschäftsführer Peter Weckenbrock. Als Betreiber des Bonner Gasnetzes würden die Stadtwerke Anfragen von Mitwettbewerbern auf Durchleitung unverzüglich bearbeiten, damit auch an Kunden geliefert werden könne.
Die Mainova AG ist einer der größten regionalen Energie-Versorger Deutschlands und beliefert rund 460 000 Haushalte in Frankfurt und dem Rhein-Main-Gebiet mit Strom, Erdgas, Wärme und Wasser. Hinzu kommen zahlreiche Firmenkunden. Das Unternehmen beschäftigt rund 2900 Mitarbeiter. Größter Anteilseigner der Mainova AG ist die Stadt Frankfurt am Main. Das Unternehmen gehört nach eigenen Angaben bereits zu den günstigsten Gas-Anbietern in Hessen und deutschlandweit unter den Großstädten.