Kreise: RWE hat bislang kaum Interessenten für Tochter Dea
Stand: 12.06.2013
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Essen - Dem hochverschuldeten Energiekonzern RWE droht Kreisen zufolge bei seinen Verkaufsplänen eine weitere Enttäuschung. Die milliardenschwere Öl- und Gasfördertochter Dea könnte zu einem Ladenhüter werden, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf drei mit den Vorgängen vertraute Personen berichtete. Außer der BASF-Tochter Wintershall gebe es bislang keinen ernsthaften Interessenten. Damit könnten sich auch die bisherigen Preisvorstellungen von 4,5 bis 5 Milliarden Euro für die gesamte Sparte als zu hoch erweisen.
Allerdings gibt es den Kreisen zufolge zumindest an einzelnen Teilen von Dea größeres Interesse. Vor allem die Förderbeteiligungen in Norwegen und der Nordsee hätten mögliche Käufer angelockt, schreibt Bloomberg. Dagegen stießen die Aktivitäten in Ägypten angesichts der instabilen politischen Lage auf Vorbehalte. Der Konzern selbst will Dea am liebsten als Ganzes verkaufen.
Eine RWE-Sprecherin wollte den Bericht nicht kommentieren. Vor einem Monat hatte Vorstandschef Peter Terium bereits klar gestellt, dass der Konzern in diesem Jahr nicht mehr mit einem Abschluss des Verkaufs rechnet. Der Prozess habe gerade erst begonnen, hieß es damals. Die Aktien von RWE verloren am Vormittag gut ein Prozent an Wert und damit etwas mehr als der gesamte Dax.
Terium hatte Dea im März zum Verkauf gestellt. Damit reagierte er auch darauf, dass das ursprüngliche Verkaufsprogramm nicht wie erwartet lief. Vom Ziel, bis Ende dieses Jahres durch Verkäufe von Geschäftsteilen 7 Milliarden Euro einzunehmen, musste sich Terium verabschieden. Der Konzern konnte seine Preiswünsche bei vielen Sparten nicht durchsetzen. RWE braucht die Verkaufserlöse zum Abbau der Schulden von gut 33 Milliarden Euro.
Mit einer Trennung von Dea würde RWE einen verlässlichen Ertragsbringer opfern. Deshalb ist der Verkauf auch nicht unumstritten. Konkurrent E.ON etwa, der ebenfalls mit hohen Schulden kämpft, hält an seinen Förderaktivitäten fest. Terium dagegen sieht im Besitz eigener Gasquellen keine strategische Bedeutung mehr.
Ihre Verbindlichkeiten sind für die großen Versorger angesichts sinkender Erträge infolge der Energiewende zu einem großen Problem geworden. Dauerhaft kann sich RWE laut Terium nur einen dreifachen Betrag seines Gewinns vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) als Verschuldung erlauben. Das wären bei der aktuellen EBITDA-Prognose von rund 9 Milliarden Euro in diesem Jahr 27 Milliarden Euro.
RWE hat erst Verkäufe im Umfang von rund 3,5 Milliarden Euro in trockenen Tüchern. Um die Schulden zu drücken, hat der Konzern ein umfangreiches Sparprogramm mit dem Abbau von rund 5.000 seiner zuletzt rund 70.000 Stellen bis 2015 angekündigt. Zudem sind Einschnitte bei den Investitionen geplant. Deutlich besser kommt Konkurrent E.ON mit der Trennung von Sparten voran. Nachdem E.ON bereits rund 17 Milliarden Euro durch den Verkauf von Geschäftsteilen eingenommen hat, peilt der Vorstand inzwischen einen Erlös von bis zu 20 Milliarden Euro an.