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Höhere Gaspreise bei E.ON Hanse - Verbraucherschützer fordern Boykott

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hamburg (dpa) - Die erneute Gaspreiserhöhung für Kunden des Versorgers E.ON Hanse ist von Verbraucherschützern heftig kritisiert worden. "Wer jetzt noch nicht boykottiert, ist selber schuld", sagte Edda Castello von der Verbraucherzentrale in Hamburg. Eine "Preiserhöhung nach Gutsherrenart" sei nicht hinnehmbar. Das Unternehmen begründet den Anstieg von 12,9 Prozent zum 1. August mit höheren Energiekosten sowie der Ölpreisbindung. "In den Verträgen mit den Kunden steht nichts von Ölpreis", sagte Castello.

Durch die Verteuerung der Kilowattstunde (kWh) um 0,67 Cent (inkl. Mehrwertsteuer) muss ein Drei-Personen-Haushalt (18 000 kWh) mit einer Mehrbelastung von monatlich 10 Euro (brutto) rechnen, für ein Einfamilienhaus (25 000 kWh) fallen 14 Euro mehr an. Das ist die dritte Erhöhung bei E.ON Hanse seit Oktober 2004. Das Unternehmen versorgt rund 500 000 Einzelkunden in Hamburg, Schleswig-Holstein (90 000) und Mecklenburg-Vorpommern (60 000).

"Wir verstehen unsere Kunden und deren Unmut. Doch den stetig weiter steigenden Energiekosten stehen auch wir machtlos gegenüber", sagte Vorstandschef Hans-Jakob Tiessen. Er verwies auf einen Anstieg von 40 Prozent 2004. Das Unternehmen arbeite "optimal aufgestellt", andere "interne Stellschrauben" gebe es nicht. Auch andernorts haben Versorger wieder an der Preisschraube gedreht, wie die Stadtwerke in München und Aachen. Sie verlangen von ihren Kunden seit dem 1. Juli Aufschläge zwischen 9 und 14 Prozent.

Weil Verbraucherschützer die Preiserhöhungen des gewinnträchtigen Unternehmens als willkürlich ansahen, sieht sich E.ON Hanse bereits mit einer Sammelklage konfrontiert. Frühestens im Herbst ist eine Entscheidung zu erwarten, ob die Preiserhöhungen im Oktober 2004 von zehn Prozent und im Februar 2005 (2,4 Prozent) rechtens waren. Bis zur gerichtlichen Klärung rät Castello den Verbrauchern, sich erneut den höheren Rechnungen "zu verweigern". Viele haben ihre letzten Abrechnungen bereits nur unter Vorbehalt bezahlt.

Verbraucherschützer reiben sich vor allem am Argument der Ölpreisbindung. Der Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft weist daraufhin, dass diese Bindung "keine Erfindung deutscher Importeure" sei, sondern grundlegender Vertragsbestandteil langfristiger Lieferverträge mit den ausländischen Anbietern - und das schon seit den sechziger Jahren, als der Energieträger als Alternative zum Heizöl wettbewerbsfähig gemacht wurde.

80 Prozent des in Deutschland verbrauchten Erdgases wird importiert, aus Russland, Norwegen und den Niederlanden. Massgeblich für den Erdgaspreis - auch in anderen EU-Ländern - ist die Entwicklung beim leichten Heizöl, an die er mit zeitlicher Verzögerung angepasst wird. Wie beim Kraftstoff verdient auch der Staat am Gaspreis mit, der Staatsanteil beträgt rund 30 Prozent.

Das Festhalten an der Ölpreisbindung wird in der Branche als vorteilhaft angesehen, denn sinkende Ölpreise können so an die Erdgaskunden weitergegeben werden. Gäbe es die Bindung nicht, wird befürchtet, dass marktmächtige Produzenten bei sinkenden Ölpreisen weiterhin hohe Erdgaspreise diktieren. Allerdings bewegen sich die internationalen Ölnotierungen derzeit weiter auf hohem Niveau.

"Wir kennen die Verträge zwischen den Gaslieferanten und E.ON nicht, was wir sehen sind die Verträge zwischen E.ON und den Kunden", sagte Castello. "Die Versorger dürfen zwar ihre Preise erhöhen, aber dass muss nach billigem Ermessen geschehen und es muss transparent sein." Um für mehr Verständnis zu werben, will E.ON Hanse alle Kunden im Juli per Post über seine Massnahme informieren.