Gazprom sucht Einigung mit E.ON über Gaslieferverträge
Stand: 16.11.2011
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Frankfurt/Düsseldorf - Der deutsche Energiekonzern E.ON trägt derzeit mit dem russischen Energieriesen Gazprom einen Streit vor Gericht aus. Dabei geht es um Gaslieferverträge, die nicht länger an den Ölpreis gekoppelt sein sollen. Gazprom ist zuversichtlich, dass eine Einigung erzielt wird.
"Wir haben uns vielen angenähert und werden das auch mit E.ON tun", sagte Gazprom-Vizechef, Alexander Medwedew der "Börsenzeitung". Obwohl sich inzwischen Schiedsgerichte mit den Verträgen befassen, liefen "Konsultationen". Besser sei "ein schlechter Frieden als ein guter Krieg". Auch zu den Verhandlungen mit dem zweitgrößten deutschen Energiekonzern RWE über eine Erzeugungskooperation äußerte sich der Gazprom-Manager hoffnungsvoll.
Wie E.ON verhandeln derzeit viele Energieunternehmen mit Gazprom und anderen Lieferanten um eine Neugestaltung langfristiger Gasbezugsverträge. Die alten Verträge sind noch immer an den Ölpreis gebunden. Dieser ist den vergangenen Monaten gestiegen, anders als der Preis für Gas an den Spotmärkten. Auch neue Gasförderquellen unter anderem in den USA drücken auf den Preis. Folge: Die Versorger müssen das Gas zum Teil teurer einkaufen als sie es an ihre Abnehmer loswerden können. Ein Sprecher von E.ON Ruhrgas wollte sich zum Stand der Verhandlungen mit Gazprom nicht äußern.
Hat RWE Gazprom schon geknackt?
In der vergangenen Woche hatte RWE mitgeteilt, mit drei Lieferanten zu Lösungen gekommen zu sein. Zum Teil wurden die Verträge überarbeitet und auf Großhandelspreise angepasst, zum Teil wurden sie aufgekündigt. Ob sich auch Gazprom unter diesen Lieferanten befand, sagte RWE nicht. Beide Unternehmen verhandeln seit einigen Monaten über ein Gemeinschaftsunternehmen. So wollen sich die Russen unter anderem an neuen Kohle- und Gaskraftwerken beteiligen oder beide Konzerne zusammen neue Projekte in Angriff nehmen. Die Verhandlungspartner verlängerten kürzlich die Gespräche bis Ende des Jahres.
Medwedew zufolge hofft Gazprom auf eine Einigung mit RWE bis Ende 2011. "Wenn notwendig, können wir den Verhandlungszeitraum weiter verlängern", sagte der Manager dem Blatt weiter. Die Liste der Vorhaben, die sich in Deutschland und Großbritannien befinden, sei definiert. Allerdings müsse man berücksichtigen, dass die Strommarktregulierung in Deutschland für Gaskraftwerke nicht sehr vorteilhaft sei. Neue Gaskraftwerke gelten als wenig profitabel, da sie vor allem als Puffer und damit als Ausgleichsenergie für wind- und sonnenschwache Zeiten fungieren sollen. Da die Kraftwerke so nicht dauerhaft laufen, ist der Strompreis zu niedrig.