Gazprom holt sich Ex-Bürgermeister von Hamburg ins Boot
Stand: 21.03.2012
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Moskau/Hamburg - Der bislang wohl prominenteste Mitarbeiter des russischen Energieriesen Gazprom ist Altkanzler Gerhard Schröder. Nun sichert sich der Staatskonzern mit Hamburgs Ex-Bürgermeister Voscherau weitere deutsche Unterstützung.
Der russische Staatskonzern Gazprom kann sich über die Unterstützung eines weiteren prominenten Sozialdemokraten aus Deutschland freuen. Hamburgs früherer SPD-Bürgermeister Henning Voscherau bestätigte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag, dass er den Bau der South-Stream-Pipeline durch das Schwarze Meer vorantreiben will.
Voscherau soll Pipeline-Konsortium leiten
Wenn sich alle Gesellschafter darauf verständigten, sei er dazu bereit, sagte der 70-Jährige in Hamburg. Neben Voscherau ist Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) schon Vorsitzender des Aktionärsausschusses des Ostsee-Pipeline-Betreibers Nord Stream, an dem Gazprom 51 Prozent hält.
Gazprom-Chef Alexej Miller hatte in Moskau angekündigt, Voscherau bei der für April angesetzten Wahl des Aufsichtsrats zu nominieren. Er soll das Pipeline-Konsortium mit Sitz in Zug (Schweiz) leiten, an dem neben Gazprom (50 Prozent) auch die deutsche BASF-Tochter Wintershall (15 Prozent) beteiligt ist. Der Bau von South Stream, mit dem Russland mehr Gas nach Europa pumpen will, soll im Dezember starten. "Wir sind überzeugt, dass die Erfahrung und Autorität von Henning Voscherau helfen wird, dieses strategisch wichtige Projekt erfolgreich und termingerecht zu realisieren", hatte Miller am Montag erklärt. Voscherau war von 1988 bis 1997 Hamburger Bürgermeister.
Deutsches Wissen beliebt in Russland
Die EU treibt als Alternative zu der russischen Leitung die Nabucco-Pipeline voran, durch die Gas aus Zentralasien unter Umgehung Russlands transportiert werden soll. Durch South Stream zwischen Russland und Italien soll Südeuropa ab 2015 mit Erdgas versorgt werden. Das Projekt hat einen geschätzten Wert zwischen 8 und 25 Milliarden Euro. Die geplante Kapazität beträgt 63 Milliarden Kubikmeter im Jahr. Das sind etwa 35 Prozent des gesamteuropäischen Gasbedarfs.
Neben Gazprom profitieren auch weitere russische Unternehmen von deutschem Wissen. So sitzt der frühere Deutsche Bahn-Chef Hartmut Mehdorn im Aufsichtsrat der Russischen Staatsbahn RZD, und Ex-Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ist Berater für die russische Energy Consulting.