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Gasversorgung in Deutschland trotz Ukraine-Krieg gesichert

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat die Gaspreise steigen lassen. Laut Verbänden und Experten ist die Gasversorgung in Deutschland zumindest in diesem Winter gesichert.

Die Energiewirtschaft hat Entwarnung für Gaskunden gegeben auch im Szenario eines Ausfalls russischer Erdgaslieferungen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die Chefin des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Kerstin Andreae, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag: «Sollten Lieferungen aus Russland kurzfristig ausfallen, ist das eine große Herausforderung. Sicher ist: In diesem Winter wird jeder Gaskunde eine warme Wohnung haben.»

Über die Hälfte des Erdgases kommt aus Russland

Russland liefert mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Erdgases. Es gebe in Europa Sicherungsmechanismen, die in einer Engpasssituation greifen würden. «In jedem Fall sind Haushaltkunden und Einrichtungen wie beispielsweise Krankenhäuser durch gesetzliche Bestimmungen besonders geschützt. Auch würden vertraglich geregelte Abschaltvereinbarungen mit Industrie oder Wechsel auf andere Energieträger die Nachfrage nach Gas drosseln.»

Deutschland hat diverse Gas-Infrastruktur

Europa könne auf einen breiten Liefermix bauen, so Andreae. Gas komme gewissermaßen aus allen Himmelsrichtungen. «Hinzu kommt die sehr gute Gasspeicher-Infrastruktur insbesondere in Deutschland sowie das europäische Gas-Verbundnetz, dass den innereuropäischen Gas-Austausch ermöglicht und das in den vergangenen Jahren immer stärker ausgebaut worden ist.» Zudem komme aktuell auch Flüssigerdgas (LNG) via Großtanker aus den USA. In gewissem Umfang besteht die Möglichkeit, zusätzliche Flüssiggas-Mengen zu beziehen.» Die derzeit größten LNG-Anbieter seien Katar, Australien und auch die USA. «Insbesondere dort sind viele Produzenten in der Lage, ihre Angebotsmenge kurzfristig auszuweiten, um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren.»

Lieferstopp wäre "beispielloser Stresstest"

Im Fall eines längeren Stopps sämtlicher russischen Gaslieferungen rechnet die Gasspeicher-Vereinigung INES mit einem «beispiellosen Stresstest» für die Versorgung der EU. Diese Einschätzung äußerte Verbandsgeschäftsführer Sebastian Bleschke am Donnerstag nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine. «Ob im Falle eines langfristig anhaltenden Ausfalls aller russischen Gaslieferungen bis in den nächsten Winter hinein die Gasversorgung zu jedem Zeitpunkt vollständig und unterbrechungsfrei aufrechterhalten werden kann, hängt von vielen Faktoren ab», sagte er. Eine abschließende Bewertung sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich.

Tobias Federico vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool hält es für unwahrscheinlich, dass Russland seine Lieferungen nach Westeuropa als Reaktion auf Sanktionen einstellen wird. «Russland wird die Gaslieferungen nicht aktiv stoppen», sagte der Marktexperte. Auch die Sowjetunion habe im Kalten Krieg ihre Verpflichtungen erfüllt. Ein Stopp des Gasbezugs durch die EU als Strafmaßnahme wäre laut Federico eine «Ultima-Ratio-Sanktion, weil es beiden weh tut, und zwar richtig». Europa fehle dann der Energieträger, Russland fehlten die Devisen.

Habeck kündigt Gas- und Kohlereserve an

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck will die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern aus Russland deutlich verringern. Der Grünen-Politiker sagte am Donnerstag in Berlin, er werde alles dafür tun, dass Deutschlands Energieversorgung sicher sei. Das bedeute auch, besondere Maßnahmen zu ergreifen. Dazu plant Habeck auch den Aufbau einer Gas- sowie Kohlereserve. Mit Blick auf den kommenden Winter sagte Habeck, die Eigentümer der Gasspeicher sollten verpflichtet werden, dass die Speicher voll seien, bevor der Winter anfange.

Bei Öl liege der Importanteil russischen Öls bei 35 Prozent. Es gebe aber eine nationale Ölreserve, die 90 Tage lang die Unabhängigkeit von Importen insgesamt sicher. Deutschland habe zudem eine Importabhängigkeit von 50 Prozent von russischer Kohle. Habeck kündigte an, das Ministerium werde sich um eine «Kohlereserve» kümmern. Es solle dafür Sorge getragen werden, das die Versorgungssicherheit auch im Falle von Rohstoffeinschränkungen immer gewahrt bleibe