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Gasstreit zwischen Russland und Ukraine: Fragen und Antworten

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: AFP

Brüssel - Seit Juni erhält die Ukraine kein Gas mehr aus Russland. Seither versucht die EU im Streit zu vermitteln und zumindest eine Übergangslösung für den Winter auszuhandeln. Am Mittwoch könnte es bei einer neuen Gesprächsrunde in Brüssel so weit sein.

Wodurch wurde der Gasstreit ausgelöst?

Der russische Gazprom-Konzern hatte Anfang April seine Rabattregelung für die Ukraine aufgekündigt und den Gaspreis von 268 auf 485 Dollar (211 auf 383 Euro) pro 1000 Kubikmeter erhöht. Kiew warf Moskau vor, den Gaspreis als politisches Druckmittel einzusetzen, nachdem der prorussische Präsident Viktor Janukowitsch Ende Februar gestürzt worden war. Als sich die neue ukrainische Regierung weigerte, den erhöhten Preis und aufgelaufene Altschulden zu zahlen, kündigte Gazprom Mitte Juni an, seine Lieferung "auf Null" zu reduzieren.

Warum könnte der Gasstreit im Winter auch für EU-Länder zum Problem werden?

Europa muss um die eigene Versorgungssicherheit bangen: Im vergangenen Jahr strömte gut die Hälfte des aus Russland importierten Gases über die Ukraine nach Westen. Die EU-Kommission schließt nicht aus, dass die Ukraine bei einem anhaltenden Lieferstopp Gas aus dem Transit abzweigen könnte, um ihre Bevölkerung zu versorgen.

Hat Russland bereits Gaslieferungen in die EU unterbrochen?

Ja. Im Januar 2009 unterbrach Russland nicht nur die Versorgung für die Ukraine, sondern stoppte auch die Transitlieferungen nach Westeuropa. Moskau warf Kiew damals schon vor, durchgeleitetes Gas zu "stehlen". Erst nach knapp drei Wochen konnten sich beide Seiten einigen.

Wie hat Europa die Ukraine bisher im Gasstreit unterstützt?

Über die Slowakei wurde für Westeuropa bestimmtes Gas in die Ukraine geleitet, damit das Land seine Speicher vor dem Winter auffüllen konnte. Gazprom hält diesen "reverse flow" für illegal. Anfang Oktober sanken plötzlich die aus Russland kommenden Gasmengen in osteuropäische EU-Länder wie Polen oder die Slowakei - teils wurde ein Zusammenhang mit den Rückleitungen gesehen.

Wo stehen die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine?

Bei der letzten Verhandlungsrunde vor einer Woche konnten sich beide Seiten für die Winterphase bis März auf einen Gaspreis von 385 Dollar pro 1000 Kubikmeter verständigen. Die Ukraine sagte darüber hinaus zu, für alle Gaslieferungen im Voraus zu bezahlen. Der ukrainische Gasversorger Naftogaz verpflichtete sich zudem, bis Jahresende 3,1 Milliarden Dollar an Gazprom zu bezahlen, davon 1,45 Milliarden Dollar bis Ende Oktober.

Wo hakt es in den Verhandlungen noch?

Die finanziell angeschlagene Ukraine braucht für die Milliardenzahlungen bis Ende des Jahres internationale Hilfe. Vergangene Woche bat Kiew die EU zeitgleich mit den Gasverhandlungen um weitere zwei Milliarden Euro. Ob und wie diese gewährt werden, ist offen. Die Ukraine fordert von Russland ein juristisch verbindliches Dokument, damit Moskau nicht plötzlich wieder aus politischen Gründen den Gaspreis anheben kann.

Wie gut stehen die Chancen für eine Einigung?

Angesichts von Temperaturen unter null steht die ukrainische Regierung unter starkem Druck, eine Einigung zu erzielen. Russland bekäme einen Scheck über Altschulden und müsste neues Gas nur gegen Vorkasse liefern. Zudem könnte eine Einigung im Gaskonflikt die Bereitschaft der Europäer erhöhen, über eine Lockerung ihrer Sanktionen gegen Moskau im Ukraine-Konflikt nachzudenken.

Wäre der Gasstreit dann vorbei?

Nein. Es geht um eine Zwischenlösung für den Winter, beide Seiten müssen dann über einen Preis für die Zeit danach verhandeln. Zudem streiten Kiew und Moskau vor einem internationalen Schiedsgericht in Stockholm über die Altschulden. Moskau zufolge sind das 5,3 Milliarden Dollar, Kiew will aber nur den bis Jahresende geplanten Betrag von 3,1 Milliarden Dollar zahlen. Ein Urteil wird kommendes Jahr erwartet.