Gasimporteure reagieren entspannt auf Gasstreit mit Weißrussland
Stand: 21.06.2010
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Leipzig - Die großen deutschen Importeure von Ferngas bleiben angesichts des Streits zwischen Russland und Weißrussland um unbezahlte Gaslieferungen gelassen. "Wir sind in Zahlungsstreitigkeiten zwischen Russland und seinen Nachbarstaaten erprobt und verfügen über ausreichend Flexibilität, Gasmengen über den südlicheren Transitweg, die Ukraine, umzuleiten". Dies teilte eine Sprecherin bei VNG Verbundnetz Gas am Montag mit. VNG habe bis zum Montagmittag noch keine verringerten Gasflüsse in das deutsche Liefergebiet verzeichnet.
"Derzeit erhalten wir alle vertraglich vereinbarten Mengen", hieß es von einem Wingas-Sprecher. Eventuelle Liefereinschränkungen seien allerdings frühestens mit einem Tag Verzug im deutschen Gasnetz spürbar. Sollten Einschränkungen der russischen Lieferungen an Weißrussland auch Auswirkungen auf den Transit haben, könnten die Kunden trotzdem mit Erdgas versorgt werden.
Auch E.ON-Ruhrgas betonte die Liefersicherheit für die Kunden. Ein Sprecher bei RWE Supply & Trading verwies ebenso wie die E.ON-Tochter auf gut gefüllte Speicher.
"Wir erwarten durch den Konflikt keine Auswirkungen auf den Gastransit", teilte eine Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger mit.
Gazprom-Chef Alexej Miller sagte im russischen Fernsehen, dass das Unternehmen am Montag damit begonnen habe, die Versorgung Weißrusslands schrittweise einzuschränken. Vergangene Woche hatte Russlands Präsident Dmitri Medwedew den staatlichen Gasmonopolisten laut russischen Medienberichten aufgefordert, Lieferungen in das Nachbarland zu drosseln, wenn die ausstehenden Beträge nicht über das Wochenende beglichen sein sollten. Demnach sollen die Lieferungen um bis zu 85 Prozent gekürzt werden.
Laut Gazprom schuldet Weißrussland dem Konzern rund 192 Millionen Dollar (155,2 Millionen Euro) für Gaslieferungen. Die weißrussische Regierung hingegen wirft dem russischen Energieriesen vor, 200 Millionen Dollar Gebühren für den Gastransit durch Weißrussland nicht bezahlt zu haben.