Berlin (dpa) - Der grösste kommunale Gasversorger in Deutschland, die Berliner Gasag, wird aller Voraussicht nach zum Jahreswechsel erneut die Preise anheben. "Wir sind mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit gezwungen, in Kürze eine weitere Preiserhöhung vorzunehmen", kündigte der Vorstandsvorsitzende Georges Hoffmann der "Berliner Morgenpost" (Sonntag) an. Zur Höhe machte Hoffmann noch keine Angaben. Die Gasag hatte erst im Oktober die Tarife für ihre knapp 700.000 Privatkunden um mehr als zehn Prozent angehoben.
Der
Gaspreis sei durch vertragliche Bindung an den Heizölpreis gekoppelt. "Wir hatten vor den Sommerferien einen Ölpreis von rund 40 Euro je 100 Liter. Dieses Niveau hat dazu geführt, daß wir zum 1.Oktober eine Preiserhöhung von 0,5 Cent pro
Kilowattstunde (kWh) vornehmen mußten. Seitdem ist aber der Ölpreis weiter deutlich gestiegen. Seit Anfang September liegt er um die 53 Euro je 100 Liter. Verharrt er auf diesem Niveau, wird es dazu führen, daß unsere eigenen Erdgas-Einkaufskosten sich in den kommenden Monaten um rund ein Cent je kWh erhöhen werden. Nun verkaufen wir etwa 20 Mrd. kWh
Gas auf dem Berliner Wärmemarkt. Wenn in dieser Situation die Verkaufspreise – wie von Verbraucherschützern gefordert – eingefroren würden, könnten wir den Anstieg unserer Bezugskosten um 200 Mio. Euro nicht kompensieren. Der Gewinn der
Gasag von rund 52 Mio. Euro im vergangenen Jahr würde sich binnen eines Jahres in einen Verlust von 150 Mio. Euro umwandeln. Das kann kein Unternehmen verkraften."
Nach der Preiserhöhnung im Oktober seien von den 660.000 Kunden bisher 20.000 Beschwerdebriefe eingegangen. Hoffmann zur Morgenpost: "Ich verstehe den Unmut unserer Kunden. Wir haben es offenbar nicht so richtig geschafft, klarzumachen, daß diese Preise vom Markt bestimmt werden". Die
Verbraucherzentrale habe dazu beigetragen, indem sie Musterbriefe versandt hat. Die Gasag werde jeden einzelnen Brief beantworten. Hoffmann sagte auch, dass es in Berlin in etwa zwei Wochen zu einer Musterklage gegen die Gasag kommen werde. "Die Gasag steht der Klage aufgeschlossen gegenüber. Denn wir können dann dem Gericht unsere Lage und die Kalkulation beschreiben. Ich habe überhaupt keinen Zweifel, daß das Gericht unserer Argumentation zustimmen wird", so Hoffmann.