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Fracking: Regierungskoalition will sich nicht festlegen

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin - In Deutschlands Böden schlummert eine ganze Menge wertvolles Erdgas. Doch die Förderung aus den tiefen Gesteinsschichten ist kompliziert und umweltschädlich. SPD und Grüne verlangen ein Verbot des sogenannten Frackings - doch Schwarz-Gelb legt sich nicht fest.

Der Erdölpreis steigt, weltweit werden die fossilen Rohstoffe angesichts des Energiehungers immer knapper. Strom aus Gaskraftwerken soll in Deutschland neben mehr Wind- und Solarstrom die Atomkraft ersetzen, zugleich will man nicht zu sehr in Abhängigkeit von Russland geraten. Da trifft es sich gut, dass im deutschen Untergrund große Gasschätze schlummern. Das Problem: Gegen die Förderung gibt es viel Widerstand, gerade im Norden und Westen.

Röttgen gibt sich äusserst zögerlich

Denn dafür müssen mit Hochdruck und unter Einsatz von Chemikalien tiefe Gesteinsschichten aufgebrochen werden - die Gefahr für das Trinkwasser ist unklar. Im Bundestag drückt sich die schwarz-gelbe Koalition bisher um eine Regelung, Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sieht noch viele offene Fragen. Gerade auch in Nordrhein-Westfalen, wo Röttgen Spitzenkandidat ist, sorgen sich viele Menschen vor einer massiven Ausweitung der Gasförderung, Röttgen will kein Verbot, schlägt aber strenge Auflagen vor. "Die Sicherheit von Mensch, Natur und Wasser hat oberste Priorität."

Allein in NRW erstrecken sich die zugelassenen Aufsuchungsfelder fast über die halbe Landesfläche und überlagern Wasserschutzgebiete, wie jüngst ein Sachverständiger im Bundestags-Umweltausschuss sagte. Röttgen hatte das Problem zunächst zögerlich behandelt, nun bekräftigte er zu Wochenbeginn, bis zur restlosen Klärung aller Risiken sollten keine weiteren Genehmigungen erteilt werden. "Ein reines Wahlkampfmanöver, das keinem Menschen hilft und die Leute hinter die Fichte führen soll", meint der SPD-Umweltpolitiker Frank Schwabe. Es sei dringend eine bundesweite gesetzliche Regelung notwendig: "Wassergefährdende Chemikalien müssen verboten werden."

"Es gibt eine Verschleppungstaktik"

Der Umweltausschuss des Bundestags lehnte nun jedoch mit den Stimmen von Union und FDP Anträge von SPD und Grünen ab, die strenge Auflagen forderten. Die SPD schlägt vor, das sogenannte Fracking in sensiblen Gebieten wie zum Beispiel in Trinkwassergewinnungsgebieten komplett zu verbieten und Regelungen zu treffen, die eine Gefährdung des Grund- und Trinkwassers durch eingesetzte Chemikalien verhindern. "Es gibt eine Verschleppungstaktik", kritisiert Schwabe.

Die Grünen betonen in einem Antrag, dass ohne klare Regelungen in der Zwischenzeit bereits Fakten geschaffen würden: "Unbemerkt von Politik und Öffentlichkeit wurden schon vor längerer Zeit von den Bergbehörden der Länder großflächige Claims zur Exploration der vermuteten großen Gasvorkommen an die Unternehmen verteilt". Die Linke fordert ein komplettes Verbot der Förderung. Niedersachsens Wirtschaftsminister Jörg Bode (FDP) warnt vor Panikmache und preist die großen Chancen: "Ein Verzicht würde Umweltrisiken, aber auch hochqualifizierte Arbeitsplätze exportieren." Länder, in denen gefördert wird, können mit hohen Millionenzahlungen durch Gasfirmen rechnen.

Es wäre ein Milliardengeschäft

Bei der sogenannten Fracking-Methode wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien durch Bohrlöcher in tiefe Kohle- oder Schiefersteinschichten gepresst, um das Gestein durch hohen Druck so aufzubrechen, damit das wertvolle Gas entweichen kann. Die Konzessionsflächen zur Erkundung des Untergrundes in Deutschland nach diesen nicht-konventionellen Erdgaslagerstätten lagen 2010 bereits bei 97 000 Quadratkilometern - eine Fläche größer als Österreich.

In den USA wurden Umweltstandards gelockert, es gibt eine Art Goldrausch, fast die Hälfte des Gasbedarfs wird hier bereits durch die unkonventionelle Förderung gedeckt. Zwar sind die erschließbaren Gasschätze in den USA fast 100 Mal größer, aber gerade der US-Konzern ExxonMobil und RWE Dea wittern in Deutschland ein Milliardengeschäft.

Die unbekannten Risiken sind zu hoch

Das Umweltbundesamt für Röttgens Ministerium und die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe für das Wirtschaftsministerium erarbeiten parallel zwei Studien zu tatsächlichen Risiken. Die Frage, wie und wo die Förderung erlaubt werden soll, birgt neuen Zündstoff zwischen Röttgen und Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP).

Eine Exxon-Sprecherin betont, Fracking finde in Deutschland seit 50 Jahren statt und stehe für rund ein Drittel der heimischen Förderung. Neu ist aber die geplante Ausbeutung von Vorkommen in Schiefergestein und Kohleflözen - die Gefahren sind bisher unklar. Angesichts der sich verschärfenden politischen Debatte um ein Fracking-Gesetz passt es gut ins Konzept, dass das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in einer Studie für ExxonMobil zu dem Schluss kommt, dass es für ein Verbot keine sachliche Begründung gebe. Aber: Es wird auch von einer "neuartigen Risikodimension" gesprochen.