Fracking: Oettinger ignoriert Umweltrisiken
Stand: 04.09.2012
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Frankfurt - EU-Energiekommissar Günther Oettinger will, dass in Deutschland Schiefergas gefördert wird. So werde das Land unabhängiger von Gaslieferanten wie Russland. Oettingers Vorbild sind die USA - doch die unbekannten Risiken der Fracking-Methode für Mensch und Umwelt ignoriert er vollkommen.
Deutschland sollte nach Ansicht von EU-Energiekommissar Günther Oettinger (CDU) dem Vorbild der USA, Polens und der Ukraine folgen und Schiefergas in großem Stil fördern. Oettinger sieht in der umstrittenen Förderung aus tiefen Gesteinsschichten eine Möglichkeit für mehr energetische Unabhängigkeit Deutschlands, wie der EU-Kommissar am Dienstag auf dem 7. Deutschen Energiekongress in München sagte. Als Paradebeispiel nannte Oettinger die USA. "Die Vereinigten Staaten haben begonnen eigenes, billiges Schiefergas zu fördern und können mittlerweile auf LNG-Importe (die englische Abkürzung für Flüssiggas) verzichten", so Oettinger.
"Deutschland hat einen der höchsten Energiepreise der Welt - geht es uns gut oder geht es uns zu gut?", fragte Oettinger. Schiefergas hat in Deutschland noch eine sehr geringe Bedeutung. Polen dagegen verfügt über große Reserven und hat bereits mehrere Konzessionen vergeben. Die Förderung von Schiefergas würde die energiepolitische Weltkarte verändern, meinte der EU-Kommissar. "Die Abhängigkeit von Staaten wie Russland, Aserbaidschan, dem Iran oder Saudi-Arabien würde sich dann deutlich verringern."
Trinkwasser könnte verschmutzt werden
Die zur Förderung von Schiefergas nötige "Fracking"-Technik ist in Deutschland heftig umstritten: Dabei werden Wasser, Sand und Chemikalien unter hohem Druck in das Gestein gepresst, in dem das Gas gebunden ist. Kritiker befürchten, dass die dafür eingesetzten Chemikalien gravierende Umweltschäden, etwa mit Blick auf das Trinkwasser, hervorrufen können.
Die Bundesregierung sieht bei der umstrittenen Förderung noch viele offene Fragen. In Deutschland macht besonders der US-Konzern Exxon Mobil Druck für eine umfassende Ausbeutung der Vorkommen. Die BASF-Tochter Wintershall schloss zuletzt eine Förderung von Schiefergas in Deutschland und Eurpopa aus. In Nordrhein-Westfalen sickerten zuletzt Eckpunkte eines Gutachtens für die Landesregierung durch. Danach sollen mit der Methode auch radioaktive Stoffe herausgespült werden und ins Trinkwasser gelangen.