E.ON will Gaspreiskalkulation bundesweit offenlegen
Stand: 04.11.2005
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Düsseldorf (dpa) - Als erster Konzern wird der Energieriese E.ON die Kalkulation der Gaspreise für seine bundesweit 1,1 Millionen Haushaltskunden offenlegen. Den Anfang mache noch im November die Regionalgesellschaft E.ON Hanse, die anderen Regionalgesellschaften folgten zeitnah, kündigte E.ON am Freitag in Düsseldorf an. E.ON will in den Rechnungen genau auflisten, wie sich der Gaspreis zusammensetzt.
Neben E.ON waren auch die anderen Energieversorger in den vergangenen Monaten wegen steigender Gaspreise heftig in die Kritik geraten. Und es gab zunehmend Widerstand: In mehreren Städten und Gemeinden sorgten die hohen Preise für Wirbel. Einzelne Kommunen weigerten sich, die Preisaufschläge zu zahlen. In Niedersachsen hat die Landeskartellbehörde eine Überprüfung der Gaspreise eingeleitet. Verbraucherschützer fordern mehr Transparenz. Gleichzeitig liegt E.ON Ruhrgas mit dem Bundeskartellamt im Streit über kürze Gaslieferverträge und damit niedrigere Gaspreise.
In Hamburg wird die bundesweit erste Sammelklage von Verbrauchern gegen Gaspreiserhöhungen der E.ON Hanse verhandelt. Das Urteil wird im Dezember erwartet. Inzwischen sind nach Angaben des Bundes der Energieverbraucher (BEV) unter anderem auch in Bremen, Dresden, Thüringen und Heilbronn ähnliche Klagen eingereicht worden oder in Vorbereitung. Über 500 000 Verbraucher hätten die Zahlung der Preisaufschläge verweigert, sagte Verbandschef Aribert Peters.
"Wir müssen als Marktführer zeigen, dass wir gläsern sind", sagt Bernotat. Künftig will E.ON in den Rechnungen seinen Haushaltskunden genau aufzeigen, wie sich die Gaspreise zusammensetzen. Dazu gehöre unter anderem die detaillierte Auflistung der Kosten- und Ertragsbestandteile wie Abgaben, Steuern, Bezugs- und Netzgebühren. Begleitet werden die Kalkulationen von unabhängigen Wirtschaftsprüfern.
Ende Oktober signalisierte E.ON seine Bereitschaft, den Streit beizulegen. Die Tochterfirma E.ON Hanse, die mit rund 500 000 Haushaltskunden grösster Endversorger im Konzernverbund ist, erklärte sich bereit, vor Gericht die Kalkulation offen zu legen. Das Unternehmen habe nichts zu verbergen und wolle alle Zweifel an der Angemessenheit seiner Preise ausräumen, auch wenn die Konkurrenten dadurch einen einseitigen Wettbewerbsvorteil erhielten. Das Gericht gab E.ON Hanse bis zum 21. November Zeit, die Kalkulation einzureichen.
In den Augen von Bernotat ist die Massnahme ein weit reichender Schritt. "Wo gibt es das schon, dass ein Unternehmen die Kalkulation offen legt?", fragt der Konzernchef. Das hätte man auch schon viel früher machen können, hält BEV-Chef Peters dagegen. Die jetzt angekündigten Massnahmen nennt er einen unausweichlichen Schritt. "Die Zahlen müssen auf den Tisch kommen".
Zugleich forderte der BEV belastbare und detaillierte Zahlen. Peters: "Wir erwarten von E.ON auch die Offenlegung der Kalkulation des Gasimports und der Abgabepreise". Nach einem Bericht des "Tagesspiegel" (Samstagausgabe) sieht Peters anders als die Versorger nun Spielraum, die Gaspreise für Endverbraucher um 20 bis 30 Prozent zu senken. Ausserdem gehe er davon aus, dass nun weitere Versorger dem Beispiel von E.ON folgten. "Ihnen bleibt gar nichts anderes übrig", sagte Peters der Zeitung.