E.ON Ruhrgas einigt sich mit Gazprom
Stand: 19.02.2010
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Essen - Nach monatelangen Verhandlungen hat sich E.ON Ruhrgas mit dem russischen Gaskonzern Gazprom auf flexiblere Lieferverträge geeinigt. Erstmals habe der weltgrößte Gasproduzent sich darauf eingelassen, einen Teil der Mengen nicht an den Öl-, sondern an den Spotpreis für Gas zu koppeln, teilte Ruhrgas-Chef Bernhard Reutersberg mehreren Zeitungen (Freitag) mit. Ein Sprecher bestätigte die Berichte. Einige Details seien noch offen, die Eckpunkte seien aber mit Gazprom-Chef Alexei Miller geklärt. Ruhrgas habe nun mehr Flexibilität sowohl bei Mengen als auch bei Preisen. Die auf dem Sportmarktpreis basierenden Lieferungen sollen im einen niedrigen zweistelligen Prozentbereich liegen.
Der Schritt gilt als Paradigmenwechsel für die Gaswirtschaft. Bislang spielte der Spotmarkt für Gazprom keine Rolle. In den langfristigen Lieferverträgen, die der Branchenriese den großen Importeuren bislang vereinbart hatte, folgten die Preise zeitversetzt und geglättet der Entwicklung am Ölmarkt. Diese Praxis geriet aber spätestens vor zwei Jahren in die Kritik, als der Ölpreis von Spekulanten nach oben getrieben wurde und der Gaspreis wie gewohnt folgte.
Noch größer wurde der Druck, als im vergangenen Jahr wegen der Wirtschaftskrise der Gasverbrauch deutlich sank. Gleichzeitig wuchs die Menge an verfügbarem verflüssigtem Gas (LNG). Diese waren ursprünglich für die USA vorgesehen. Dort wurden sie aber nicht abgenommen, weil die Amerikaner durch neue Fördertechniken eigene Quellen kurzfristig erschlossen hatten. Zudem bietet Katar erstmals größere Mengen Gas an. Dies hielt den Gaspreis auf dem freien Markt unter Druck, während der Ölpreis bereits wieder anzog. Bei E.ON Ruhrgas führte das zu einem Gewinneinbruch von einem Drittel in den ersten neun Monaten 2009. Der größte deutsche Gasimporteur verlangte in harten Verhandlungen mit Gazprom eine Anpassung der starren Regeln.
Auch bei den Verhandlungen über die wegen des gesunkenen Verbauchs nicht abgenommenen Mindestmengen einigten sich Ruhrgas und Gazprom. Die E.ON-Tochter muss dafür den Angaben zufolge einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag bezahlen. Dieser soll zudem verrechnet werden, wenn Ruhrgas in den kommenden Jahren die 2009 nicht benötigten Mengen doch noch abruft.