E.ON Hanse will den Dampf aus der Gaspreis-Debatte nehmen
Stand: 21.11.2005
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Quickborn (dpa) - Der norddeutsche Energieversorger E.ON Hanse hat am Montag nach Kräften versucht, den Dampf aus der öffentlichen Gaspreis-Debatte zu nehmen. Gegen Widerstand aus dem E.ON-Konzern und unter dem Druck des Hamburger Landgerichts öffnete die im schleswig- holsteinischen Quickborn beheimatete Tochtergesellschaft ihre Bücher. Dabei kam ein erstaunliches Ergebnis heraus: Trotz ihrer Monopolstellung und dreier Preiserhöhungen binnen eines Jahres steht E.ON Hanse schlechter da als die meisten anderen deutschen Unternehmen. Nur ein Prozent Umsatzrendite erreicht E.ON Hanse nach den eigenen Berechnungen mit den Gas-Haushaltskunden, verglichen mit rund 3,5 Prozent in der deutschen Wirtschaft insgesamt.
Tiessen, der in der vergangenen Woche gleich drei Mal als blutrünstiger Vampir in der lokalen Boulevardpresse vorgeführt wurde, will die Debatte versachlichen. "Wir können uns nicht vom Weltmarkt abkoppeln", warf er fast flehentlich in den mit Medienvertretern überfüllten Saal in der Firmenzentrale, und: "Wir haben den Eindruck, dass die Kunden die Preissteigerungen nicht mehr verstehen und wollen ihr Vertrauen zurückgewinnen." Rund 20 000 Kunden - das sind vier Prozent - zahlen ihre Rechnung nur noch unter Vorbehalt, weniger als 1000 haben die Zahlung um die erhöhten Beträge gekürzt.
Ob die neue Transparenz wirklich zur Entspannung zwischen E.ON Hanse und den Verbrauchern beiträgt, blieb am Montag zunächst offen. Das müsse er sich erst einmal genau ansehen, da seien noch Fragen offen, sagte der Geschäftsführer der Hamburger Verbraucherzentrale, Günter Hörmann. In der Branche macht sich unterdessen auch Selbstkritik breit. "Wir haben die Diskussion um die Gaspreise zunächst zu kompliziert geführt", sagt Michael Pfingsten, Vertriebsvorstand bei E.ON Ruhrgas. Auch die Bindung der Gaspreise an die Ölpreise sei von den Endverbrauchern nur schwer zu verstehen. Dabei lasse sich weltweit nicht feststellen, dass andere Varianten der Preisfindung eine preisdämpfende Wirkung hätten.
E.ON Hanse will nun nicht nur dem Gericht detaillierte und testierte Rechnungsunterlagen und Lieferverträge vorlegen, sondern auch mit einer Anzeigenkampagne die Verbraucher informieren. "Letztlich wird es darauf ankommen, echten Wettbewerb herzustellen", meint EID-Chefredakteur Rainer Wieck. Nur wenn der Kunde den Gasversorger wechseln könne, werde sich wieder das Gefühl einstellen, fair behandelt zu werden. Dieser Zeitpunkt ist nach Ansicht des Vorstandes von E.ON Hanse nicht mehr unendlich fern. Auf einen genauen Zeitpunkt für den Beginn des Wettbewerbs wollten sich die Herren nicht festlegen. "Aber fünf Jahre dauert das sicherlich nicht mehr."