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Energieversorgung: Flüssiges Erdgas als neuer Energieträger

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hamburg/Brunsbüttel - Verflüssigtes Erdgas könnte die deutsche Energieversorgung ergänzen und unabhängiger von Gaslieferungen machen. Doch bisher gibt es in Deutschland keine entsprechende Infrastruktur. Nun bildet sich eine Initiative für den neuen Energieträger mit hohen Wachstumsraten.

Die Brunsbütteler Häfen an der Elbmündung wollen ein Transport- und Logistiksystem aufziehen, das die deutsche Industrie mit verflüssigtem Erdgas (LNG) versorgen kann. Dazu haben die Brunsbüttel Ports am Montag in Hamburg eine Vereinbarung mit dem Schienenlogistiker VTG unterschrieben. Mit einem LNG-Terminal in Brunsbüttel und der Verteilung des flüssigen Gases über spezielle Kesselwagen der VTG könne eine effiziente Versorgung der Industrie im Binnenland gewährleistet werden, teilten die beiden Unternehmen mit.

Deutsche Industrie bisher kaum im Bilde

In welchem Umfang das Projekt am Ende realisierbar sei, werde sich im Laufe dieses Jahres herausstellen. "Wir bohren da dicke Bretter, wir leisten Kärrnerarbeit", sagte Frank Schnabel, Geschäftsführer der Brunsbüttel Ports. LNG - die Abkürzung steht für Liquefied Natural Gas - ist weltweit im Kommen, weil es den Gashandel unabhängig von Pipelines ermöglicht.

Erdgas wird bei minus 162 Grad verflüssigt und nimmt dann nur noch einen Bruchteil des Volumens gegenüber dem gasförmigen Zustand ein. Es kann per Schiff, Bahn oder Lkw transportiert werden. Unter den fossilen Energieträgern gilt LNG als am wenigsten umweltbelastend. Doch bei der deutschen Industrie steht das Thema noch kaum auf der Tagesordnung.

Flüssiges Erdgas liegt im Trend

LNG wäre eine Möglichkeit, die deutsche Energieversorgung um einen weiteren Energieträger zu ergänzen und damit unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden. "Viele Länder bauen aus strategischen Gründen ihre LNG-Infrastruktur aus", sagte Schnabel und nannte als Beispiele Finnland, Polen und die baltischen Staaten. Er sei deshalb auch im Gespräch mit der Bundesregierung über den Aufbau einer strategischen LNG-Reserve. Das würde dem Projekt eine sehr viel größere Dimension verschaffen. LNG kann aus Nahost, Norwegen, den USA und weiteren Ländern importiert werden.

Strategische Option nutzen

Nun müssten sich ausreichend Industriebetriebe zur langfristigen Abnahme von LNG-Mengen verpflichten, um die weiteren Investitionen ins Rollen zu bringen. Je größer die Mengen sind, desto wirtschaftlicher wird der Aufbau einer LNG-Versorgung für alle Beteiligten. Bei den gegenwärtig niedrigen Ölpreisen wäre LNG vermutlich nur schwer wettbewerbsfähig. "Für energieintensive Betriebe ist das auch eine strategische Option", sagte Schnabel.