EnBW sucht geeigneten Standort für Gaskraftwerk
Stand: 19.09.2011
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Karlsruhe - Das Energieunternehmen EnBW prüft zurzeit mögliche Standorte für ein Gas- und Dampf-Kombikraftwerk. Denkbar seien Düsseldorf, Karlsruhe oder Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern, erklärte ein Konzernsprecher am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur dapd. Vor allem Düsseldorf sei "nach jetzigem Planungsstand ein attraktiver Standort".
Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" hatte berichtet, die EnBW werde von anderen Anteilseignern der Stadtwerke Düsseldorf zu einem rund eine halbe Milliarde Euro teuren Bau eines Gaskraftwerks gedrängt. Die EnBW hält 55 Prozent an den Stadtwerken.
Damit kämen weitere erhebliche Investitionen auf den hoch verschuldeten Energieversorger zu, berichtet das Magazin. Der EnBW-Sprecher sagte dagegen, die Mittel seien bereits eingeplant. "Wenn die Wirtschaftlichkeit des Standortes gegeben ist, spricht nichts dagegen", sagte er. Die Bauentscheidung könne sich noch einige Monate hinziehen.
Die EnBW musste im ersten Halbjahr 2011 hohe Verluste hinnehmen. Der Fehlbetrag betrug knapp 590 Millionen Euro nach einem Gewinn von 899 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum.
Als Gründe nannte das Unternehmen Belastungen aus der neu eingeführten Kernbrennstoffsteuer und der Abschaltung zweier Kernkraftwerke aufgrund des dreimonatigen Atommoratoriums. Zudem musste es Wertberichtigungen in Höhe von knapp 615 Millionen Euro auf die Beteiligungen am Oldenburger Versorger EWE und am österreichischen Versorger EVN vornehmen.
Umbau kostet bis zu 800 Millionen Euro
Die EnBW gilt unter den großen Energieversorgern als derjenige, der am stärksten von der Atomkraft abhängig ist. Der Umbau hin zu den erneuerbaren Energien dürfte somit zu einer kostspieligen Angelegenheit werden. Aus Insider-Kreisen heißt es, mit 700 bis 800 Millionen Euro von seinen beiden Großaktionären könnte der Umbau losgehen.
Das Land Baden-Württemberg und der Zweckverband Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) halten jeweils 46,5 Prozent an dem Energieversorger. Das Land hat weiteren Mitteln allerdings bereits eine Absage erteilt. Das Unternehmen hatte bereits im Juli eine Kapitalerhöhung ins Spiel gebracht. Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid (SPD) hatte dem "Handelsblatt" daraufhin gesagt: "Sie können sich vorstellen, dass meine Begeisterung nicht groß ist, noch mehr ins Risiko zu gehen." Die OEW signalisiert Unternehmenskreisen zufolge im Gegensatz dazu Unterstützung in Form von stillen Beteiligungen oder der Finanzierung von einzelnen Projekten.
Daneben versucht die EnBW, sich mit dem Verkauf von Beteiligungen Luft zu verschaffen. 1,5 Milliarden Euro sollen so in die Kasse kommen. Der Konzern will nach den Insider-Informationen zudem 750 Millionen Euro intern einsparen, ein Drittel davon bei den Personalkosten. Zu betriebsbedingten Kündigungen solle es allerdings nicht kommen.