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Dank Ölschwemme: Benzin und Heizöl günstig wie vor 10 Jahren

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hamburg - Beim Blick auf die Tankstellenpreise reibt sich so mancher Verbraucher verwundert die Augen: Rohöl ist so günstig wie zuletzt 2004; Heizöl und Benzin ziehen mit. Doch wie lange hält der Trend an?

Die Autofahrer in Deutschland haben ihre Geschenke in diesem Jahr schon in der Adventszeit bekommen. Der Dieselpreis, der während des Jahres meistens zwischen 1,10 und 1,20 Euro je Liter lag, ging auf weniger als einen Euro je Liter zurück. An einigen Orten und zu bestimmten Tageszeiten zeigten die Preistafeln der Tankstellen nur noch 93,9 Cent je Liter an - das hat es seit mehr als zehn Jahren nicht mehr gegeben. Auch Superbenzin ist mit 1,24 Euro je Liter in vielen Städten sehr günstig. Der Heizölpreis liegt bei 46 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern, inkl. MwSt). Die Ersparnisse für die Verbraucher summieren sich auf mehr als zehn Milliarden Euro.

Opec will Marktmacht zurückgewinnen

Setzt sich die verbraucherfreundliche Entwicklung im nächsten Jahr fort? Bedanken können sich Autofahrer und Heizölkunden bei den Förderländern des Öls, vor allem beim Opec-Kartell. Unter dem maßgeblichen Einfluss Saudi-Arabiens haben die Kartellbrüder ihre Strategie verändert. Sie verknappen nicht mehr ihr Angebot, um den Preis hoch zu halten. Sondern sie verhalten sich marktwirtschaftlich und konkurrieren über den Preis. Dahinter steht die Überlegung, andere Ölförderer mit höheren Kosten zum Aufgeben zu zwingen und so die alte Marktmacht zurückzugewinnen. Das sagt die Opec nicht ausdrücklich, aber so interpretieren alle Experten ihre Strategie.

Für die Verbraucher in Deutschland kommt es nun darauf an, ob die Opec-Strategie aufgeht, die sich vor allem gegen den Ölboom in den USA richtet. Das sieht zumindest kurzfristig nicht so aus. "Die hohen Investitionen der Vergangenheit haben zu einer Ölschwemme geführt, mit der die Nachfrage nicht Schritt halten kann", erklären Experten der HSH Nordbank. In den USA gehen zwar bereits die Investitionen in neue Fracking-Projekte zurück, ebenso die Zahl der Bohrtürme. Aber die Produktion sinkt nur langsam. "Das bedeutet, die Ölpreise werden vorerst auf niedrigem Niveau verharren, auch wenn die anziehende Weltwirtschaft zumindest leichte Preissteigerungen möglich machen sollte", schreiben die Experten der HSH Nordbank.

Für die Ölverbraucher stehen die Zeichen zum Beginn des neuen Jahres somit günstig. Auch wer mit Gas heizt oder kocht, darf mit etwas Entlastung rechnen. Der Importpreis für Gas ist in diesem Jahr deutlich gefallen, um mehr als 20 Prozent. Doch beim Verbraucher ist davon nicht viel angekommen. Der Preisindex des Verbraucherportals Verivox zeigt einen Wert von 6,4 Cent je Kilowattstunde (kWh), bei einem Jahresverbrauch von 20 000 kWh. Das sind nur drei Prozent weniger als im Vorjahr. Zum Jahresende haben nun 180 von 710 Gasversorgern weitere Preissenkungen von 4,5 Prozent im Durchschnitt angekündigt. Der Preistrend geht also abwärts, wenn auch längst nicht so stark wie beim Öl.

Fossile Energieträger werden wieder beliebter

Unter dem Strich ist der Trend gebrochen, dass die Verbraucher einen immer größeren Teil ihres Budgets für Energie ausgeben müssen. Vielmehr wird sich die relative Belastung wieder dort einpendeln, wo sie meistens liegt, bei sechs bis sieben Prozent der gesamten Konsumausgaben der privaten Haushalte. 2012 waren es acht Prozent.

Ob das gut ist für die Umwelt, ist fraglich. Alternative Antriebe für Pkw oder auch Schiffe und Lkw können sich schwer durchsetzen, solange Diesel deutlich billiger ist. Ähnlich gilt das auch für Heizungssysteme, wo schon ein kleiner Trend zurück zur Ölheizung zu beobachten ist. Die Ergebnisse des Klimagipfels von Paris, die einen Ausstieg aus fossilen Energieträgern wie Öl und Gas vorsehen, machen sich in der Statistik natürlich noch nicht bemerkbar. Die Paris-Regeln treten erst in fünf Jahren in Kraft. Bis dahin bleiben Öl, Gas und Kohle auf jeden Fall die wichtigsten Energieträger - in Deutschland und in der Welt.