BP will bald neueTiefseebohrungen im Mittelmeer durchführen
Stand: 27.07.2010
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London/Bengasi - Trotz der Ölpest im Golf von Mexiko plant der Energiekonzern BP die nächste Tiefseebohrung im Mittelmeer, nun vor der Küste Libyens. "Die Bohrungen werden in wenigen Wochen beginnen", sagte BP-Sprecher David Nicholas der Nachrichtenagentur dpa. Damit bestätigte er einen Bericht der "Financial Times". Die Bohrung wird als politisch und ökologisch heikle Aktion angesehen.
Die Quelle solle spätestens in einem halben Jahr erschlossen sein, sagte der Sprecher weiter. In dem Feld soll es große Mengen Erdöl und bis zu 850 Millionen Kubikmeter Erdgas geben. Der Energiekonzern wies Sicherheitsbedenken über die neue Tiefseebohrung zurück. In der Schublade liegen allerdings schon "detaillierte Störfallpläne".
Die Bohrung erfolgt in der Mittelmeerbucht Große Syrte. Etwa 200 Kilometer westlich der Hafenstadt Bengasi liegt die Quelle in rund 1750 Metern Tiefe. Damit wird dort 250 Meter tiefer nach den beiden Energierohstoffen gebohrt als bei der Tiefseebohrung im Golf von Mexiko. In dem Randmeer löste die Explosion der Bohrinsel "Deepwater Horizon" am 20. April, bei der elf Menschen starben, die andauernde Ölpest aus.
Zwischen den beiden Bohrfeldern gebe es allerdings keine Parallelen, betonte BP-Sprecher Nicholas. Hohe Sicherheitsstandards seien vor Libyen gewährleistet. "Wir haben weltweit viele Bohrungen durchgeführt und dort nun zusätzliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, darunter eine vollständige Kontrolle der Ölbohrplattform vom Typ "Noble", die wir nutzen werden." Die Quelle ist laut BP in einer Gesteinsformation mit geringer Durchlässigkeit eingeschlossen.
Die Rechte für die Erschließung der Ölquelle hatte BP vor drei Jahren von Libyen für 900 Millionen Dollar (675 Mio Euro) gekauft. BP-Chef Tony Hayward bezeichnete den Deal als bis dahin größte Einzelinvestition. Der Konzern bestätigte, der britischen Regierung unter Premierminister Tony Blair damals zu einer schnellen Einigung über einen Gefangenenaustausch geraten zu haben.
BP hatte seine Ölgeschäfte in Libyen 1971 einstellen müssen, weil Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi die britischen Besitztümer verstaatlichte. BPs Partner bei der neuen Quelle ist die staatliche Libyan Investment Corporation, die 15 Prozent der Erträge bekommt.
Die USA werfen BP vor, die Freilassung des libyschen Lockerbie-Attentäters Abdel Basset al-Megrahi vor einem Jahr vorangetrieben zu haben, um das Millionengeschäft zu starten. Al-Megrahi wurde wegen einer Krebserkrankung im Endstadium von Schottland, wo er in Haft saß, begnadigt. Zur Begründung hieß es damals unter Berufung auf medizinische Gutachten, seine Tage seien gezählt. Al-Megrahi lebt heute in seiner Heimat. Bei dem Flugzeuganschlag nahe dem schottischen Lockerbie waren 1988 insgesamt 270 Menschen ums Leben gekommen, unter ihnen 189 US-Bürger.