BP-Chef hält Anstieg der Ölpreise für nicht begründbar
Stand: 19.10.2009
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Hamburg - Der Anstieg der Ölpreise ist nach Ansicht des deutschen BP-Chefs Uwe Franke nicht durch die reale Lage auf globalen Ölmärkten zu erklären. "Da ist viel Psychologie dabei und die Hoffnung, dass der weltweite Ölbedarf wieder steigt", sagte Franke der Deutschen Presse-Agentur dpa in Hamburg. Stark anziehende Nachfrage oder ein knappes Angebot seien hingegen auf dem Markt nicht zu beobachten. Im Gegenteil: Die ungenutzte Förderkapazität Saudi-Arabiens, die so etwas wie den weltweiten Puffer des Ölmarktes darstellt, betrage derzeit sechs Millionen Barrel (159 Liter) pro Tag. Noch im vergangenen Jahr vor dem Einbruch der Wirtschaftskrise waren es lediglich ein bis zwei Millionen Barrel pro Tag, der Markt war also viel angespannter.
Der Preis für Rohöl ist in der vergangenen Woche auf mehr als 75 Dollar gestiegen und damit auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Gemessen an seinem Tiefststand am Jahresbeginn hat sich der Ölpreis mehr als verdoppelt. "Diesen Anstieg sollten wir nicht überbewerten", sagte Franke. Es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass der Preis kurzfristig weiter steige.
Auch die deutschen Verbraucher seien noch nicht übermäßig betroffen. Das Öl sei zwar teurer geworden, der Dollar aber billiger. "An den Tankstellen sind die Benzinpreise unter den üblichen Schwankungen durch den Wettbewerb weitgehend stabil und für die Verbraucher akzeptabel", sagte der deutsche BP-Chef. Ein Liter Benzin kostet seit einem halben Jahr im bundesweiten Durchschnitt um die 1,30 Euro. Der größte Teil davon sind Steuern.
Die Lage der Ölwirtschaft in Deutschland hat sich durch den Wirtschaftseinbruch sowie veränderte Rahmenbedingungen und langfristige Trends in den vergangenen Wochen verschlechtert. "Durch die Abwrackprämie kommen neue Autos auf die Straße, die weniger Kraftstoff verbrauchen als die alten", sagte Franke. Zudem halte der Trend zum Diesel an. Wegen des rückläufigen Verbrauchs hätten die Raffinerien in Europa mittlerweile Überkapazitäten bei der Benzinproduktion von 20 bis 25 Prozent und die überschüssige Produktion lasse sich immer schwerer exportieren. Erste Raffinerien würden bereits aus wirtschaftlichen Gründen vorübergehend stillgelegt. "Bei BP in Deutschland ist das allerdings nicht in Sicht", erklärte Franke.
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