Biosprit-Debatte: Frankreich warnt vor hohen Lebensmittelpreisen
Stand: 13.09.2012
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Paris - Frankreich will angesichts steigender Lebensmittelpreise die Biosprit-Ziele überdenken. Auch die EU-Kommission und Entwicklungsminister Dirk Niebel stellen die Pläne in Frage. Dabei geht es auch um die Zukunft des Superbenzins E10.
Der Vorstoß der EU-Kommission für weniger Biosprit in Europa stößt auf Zustimmung der Bundesregierung - offen ist nun die Zukunft des Superbenzins E10. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) will sich für eine international abgestimmte Kehrtwende einsetzen. Biomasse könne nur dann in größerem Maße ein Energieträger der Zukunft sein, wenn lediglich landwirtschaftliche Reststoffe benutzt werden, sagte Niebel der Deutschen Presse-Agentur. Es dürfe keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion geben.
Frankreich warnt vor hohen Lebensmittelpreisen
Frankreich trat am Mittwoch als eines der ersten großen EU-Länder beim Biosprit auf die Bremse. Der Beimischungsanteil von Ethanol soll auf sieben Prozent begrenzt werden. Lediglich die Weiterentwicklung von Biokraftstoffen der zweiten Generation solle vorangetrieben werden, kündigte die Regierung in Paris an. Doch beim Sprit aus Holzresten, Algen oder Stroh gibt es noch keinen Durchbruch.
Die EU will den Biokraftstoffanteil im Verkehrssektor bis 2020 auf 5 Prozent senken. Derzeit sind es bereits 4 Prozent. Bisher war bis 2020 ein Anteil von 10 Prozent "grüner Quellen" geplant, dazu gehörte auch Ökostrom für Elektroautos. Dies sei ein "wesentlicher Baustein zur Bekämpfung des Hungers in der Welt", sagte Niebel. Er kritisiert eine zunehmende Konkurrenz zwischen den Flächen für die Nahrungsmittelproduktion und der Energieproduktion (Mais, Soja, Getreide, Raps) und fordert einen Verkaufsstopp für E10.
Förderverbot für Biokraftstoff?
Möglich ist nach dem Vorschlag von EU-Energiekommissar Günther Oettinger und Klimakommissarin Connie Hedegaard ein Förderverbot für bestimmte Biokraftstoffarten ab 2020. Zudem fürchtet die Kommission, dass für den Anbau Waldflächen weichen müssen und so der Klimanutzen gleich null sei. Im Oktober soll ein Entwurf vorliegen, über den die 27 EU-Staaten dann beraten. Der Bauernverband warnt vor überhasteten Schritten. Die Bauern verdienen gut am Anbau von Energiepflanzen.
Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) hält sich bisher zu Niebels Forderungen bedeckt. Die Bundesregierung hatte sich 2011 für eine Erfüllung der EU-Biokraftstoffquoten für die Beimischung von zehn Prozent Ethanol entschieden. Ob der EU-Vorstoß ein Aus für E10 bedeuten könnte, ist fraglich. Neben mehr Super mit fünf Prozent Ethanol könnte die Quote auch durch mehr reinen Biodiesel geschafft werden. "E10 ist auch deshalb für die Mineralölindustrie interessant, weil es ihnen eine größere Flexibilität bei der Quotenerfüllung gibt", sagte Frank Brühning, Sprecher des Biokraftstoffverbandes. Der NABU verwies zudem darauf, dass E10 eine bessere Klimabilanz als Biodiesel habe - daher sei ein Aus bisher nicht absehbar.