Asiens Energiehunger lässt Nachfrage nach Öl und Gas steigen
Stand: 21.02.2011
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Düsseldorf/München - Asien ist dem Deloitte "Oil and Gas reality check 2011" zufolge der zentrale Einflussfaktor für die globalen Energiemärkte. Die asiatischen Volkswirtschaften gewinnen weiter an Bedeutung, ihre Dynamik sowie der asiatische Anteil an der Weltbevölkerung tragen wesentlich zu dieser Entwicklung bei. Daraus ergibt sich ein immenser Energiebedarf. Der Run der asiatischen Staaten auf die sogenannten unkonventionellen Gasvorkommen hat bereits begonnen.
Insgesamt spielt das Unconventional Gas eine immer wichtigere Rolle. In Bezug auf die Strategie von globalen und staatlichen Erdöl- und Gasunternehmen ist zu erkennen, dass die Erschließung alternativer Energien spezialisierten Unternehmen überlassen wird, obwohl der Anteil alternativer Energie am Gesamtvolumen stetig wächst. Beim Öl wird die Nordsee trotz weltweiter Suche nach neuen Vorkommen auch weiterhin eine wichtige Ressource bleiben.
"Trotz der Erfolgsgeschichte alternativer Energien werden Öl und Gas auch in den nächsten 25 Jahren wichtige Energieträger bleiben. Die Preise sind nach dem Verfall von 2008 und 2009 im Jahr 2010 stabil geblieben beziehungsweise steigen - beim Öl kratzen sie wieder an der 80-Dollar-Marke pro Barrel. Treiber ist der Energiehunger Chinas", erklärt Hans Günter Wolf, Partner Energy & Resources bei Deloitte.
Tiefseebohrung: Risikomanagement rückt in den Fokus
Bei der Ölförderung hat die Katastrophe im Golf von Mexiko nicht nur für die Umwelt gravierende Folgen: Zwar werden die Tiefseebohrungen weitergehen, jedoch unter veränderten Vorzeichen - das Risikomanagement spielt eine deutlich größere Rolle. Bei der regionalen Gewichtung von Erschließungs- und Förderaktivitäten wird die Nordsee auch in den kommenden Jahren eine feste Größe darstellen, allerdings eher bei kleinen, schnell zu erschließenden Feldern. Branchenexperten erwarten hier die Entwicklung von wirtschaftlichen Standardverfahren.
Boom bei unkonventionellem Gas
Einen Boom prognostizieren die Experten bei unkonventionellem Gas, also Erdgas aus alternativen Quellen wie Schiefer. Neu entdeckte Vorkommen in den USA eröffnen Perspektiven auf weitgehende Importunabhängigkeit oder sogar Exporte. Der derzeit noch niedrige Preis wird deutlich steigen. Auch China verstärkt seine Erschließung von unkonventionellen Gasvorkommen und damit die Bemühungen um Autarkie. Im Reich der Mitte wird allein der Bedarf an konventionellem flüssigen Erdgas (LNG) bis 2030 um 41% ansteigen.
Russland und China nähern sich an
Mit Russland und China werden in den kommenden Jahren zwei Schwergewichte der Öl- und Gasförderung stärker zusammenfinden. Der Fertigstellung der Eastern Sibiria-Pacific Ocean Pipeline werden Joint Ventures von Unternehmen beider Länder folgen, auch andere asiatische Länder verstärken ihre energiespezifischen Beziehungen zu Russland. Zudem streben asiatische Staatsunternehmen vermehrt den Einstieg bei internationalen Energiegiganten an. Den Anfang machte die südkoreanische KNOC, andere werden folgen.
Klassische "Ölstaaten" geraten ins Hintertreffen
Problematisch ist die Situation im Nahen Osten: Trotz Rohstoffreichtum droht vielen Staaten eine Verknappung der Gasversorgung, was unter anderem mit der Subventionspolitik vieler Regierungen zusammenhängt: die Unternehmen exportieren lieber dorthin, wo sie höhere Preise erzielen können. Zudem fehlen vielerorts notwendige Investitionen in die Infrastruktur.
Anteil alternativer Energien nimmt zu
Das Thema alternative Energien gewinnt zwar stetig an Bedeutung und ihr Anteil nimmt zu. Unabhängig davon sind die mittelfristigen Zukunftsaussichten für fossile Energieträger weiter glänzend. Die Folge ist, dass sich die Öl- und Gasunternehmen auf ihre Kernkompetenzen beschränken (können) und das Feld der alternativen Energien kleinen Spezialisten überlassen.
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