Abhängigkeit der EU von russischem Gas wird steigen
Stand: 02.12.2011
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Moskau - EU-Energiekommissar Günther Oettinger war zu Besuch in Moskau und traf sich am Donnerstag mit dem russischen Energieminister Sergej Schmatko. Oettinger befürchtet, dass die Abhängigkeit der EU-Staaten von russischem Erdgas drastisch ansteigen wird. In den nächsten zehn Jahren sollen die Gas-Lieferungen um 25 Milliarden Kubikmeter anwachsen.
EU-weit werde der Gesamtverbrauch von Erdgas bis etwa 2020 von jährlich derzeit 530 Milliarden auf 600 Milliarden Kubikmeter wachsen, betonte er. Als Entlastung zur Abhängigkeit von Moskau treibe Brüssel den "südlichen Korridor" voran, mit dem sich die EU vorbei an Russland mit Gas aus Mittelasien versorgen wolle, sagte Oettinger.
Bekanntestes Projekt ist die geplante Pipeline Nabucco, die Gas vom Kaspischen Meer nach Europa leiten soll. Die Umsetzung gilt jedoch als gefährdet. Schmatko warb bei dem Treffen erneut für das russische Konkurrenzprojekt South Stream. Oettinger hatte stets betont, die Abhängigkeit sei gegenseitig, denn Moskau brauche die Einnahmen.
Energiepaket soll Marktmacht begrenzen
Im Streit über das EU-Energiebinnenmarktpaket wollten Russland und die EU bald über eine mögliche Ausnahme für Moskau sprechen, kündigte Oettinger an. Grundsätzliche Änderungen des Pakets seien aber unrealistisch, sagte der Kommissar nach Angaben russischer Agenturen.
Die EU will mit dem Energiepaket die Marktmacht von Lieferländern begrenzen. Künftig sollen Anbieter wie Russlands Staatskonzern Gazprom in der EU nicht mehr zugleich auch Leitungen kontrollieren dürfen. Moskau kritisiert die Pläne der EU jedoch als "Enteignung". Regierungschef Wladimir Putin hatte vor kurzem gesagt, das Energiepaket widerspreche dem gemeinsamen Partnerschaftsabkommen.