Mineralölkonzerne & THG-Quote
Stand: 07.02.2024
Die weltweit agierenden Mineralölkonzerne machen jährlich viele Milliarden Euro Umsatz mit fossilen Kraftstoffen. Das Geschäft mit Erdöl und Erdgas läuft trotz wachsender Klimakatastrophe sehr gut, doch um Klimaziele einzuhalten und die globale Erwärmung einzudämmen, bitten immer mehr Länder die Konzerne zur Kasse. Wir geben einen Überblick zur Mineralölindustrie und wie hierzulande die Treibhausgasminderungsquote die Emissionen reduzieren soll.
- Das Wichtigste in Kürze
- Förderung von Erdöl und Erdgas
- Klimaschädlichkeit von Öl und Gas bekannt und angezweifelt
- Deutsche Mineralölunternehmen: Riesige Umsätze machen andere
- Treibhausminderungsquote soll Emissionen reduzieren
- Konzerne nutzen THG-Quotenhandel, um CO2 zu kompensieren
- Weitere Themen
Das Wichtigste in Kürze
- Mineralölunternehmen fördern und vermarkten fossile Kraftstoffe wie Erdöl und Erdgas. Die größten Konzerne erwirtschaften jährlich dreistellige Milliarden Umsätze.
- Bei der Verbrennung der verarbeiteten Endprodukte wie Benzin und Heizöl wird CO2 freigesetzt und gelangt so in die Atmosphäre.
- Die Branche heizt das Klima an und ist maßgeblich für die globale Erwärmung verantwortlich.
- Mitte der 1970er-Jahre waren sich die Konzerne dessen bewusst, starteten aber für kurzfristige Profite Desinformationskampagnen rund um den Klimawandel.
- Durch das Übereinkommen von Paris samt festgelegter Klimaziele wurde das Ende der fossilen Energieträger eingeleitet. Ein Instrument zur Emissionsminderung ist die Treibhausgasminderungsquote (THG-Quote).
Weltweite Förderung von Erdöl und Erdgas
Mineralölunternehmen wie Sinopec, ExxonMobil, Shell und BP gehören zur Erdölindustrie, die sich mit der Exploration, Förderung, Raffination, dem Transport und der Vermarktung von fossilen Produkten wie Heizöl und Benzin beschäftigen. Auch Erdgas zählt häufig zum Geschäftszweig der Mineralölunternehmen, da es ähnlich wie Erdöl entsteht und zusammen mit dem Rohstoff in unterirdischen, sogenannten Lagerstätten vorkommt.
Das auch als "schwarzes Gold" bezeichnete Erdöl ist ein fossiler Energieträger, der aus sehr kleinen Meerespflanzen und -tieren besteht, die vor Millionen von Jahren zum Meeresboden sanken, dort aber nicht verrotteten, sondern unter vielen Sand- und Schlammschichten langsam verfaulten und sich unter dessen Druck zu einer schwarzen, flüssigen Masse verwandelten.
Erdöl und Erdgas gehören zu den am meisten verwendeten Rohstoffen, die insbesondere in der Chemiebranche, als Kraftstoff in Autos und Lastkraftwagen und als Brennstoff in Heizungen genutzt werden. Allen voran sind führende Industrienationen abhängig von fossilen Energieträgern, weshalb Mineralölkonzerne große Macht erlangt haben, jährlich Milliardenumsätze einfahren und Einfluss auf die Politik ausüben.
Klimaschädlichkeit von Öl und Gas bekannt und angezweifelt
Allerdings wird bei der Verbrennung von Erdöl und Erdgas Kohlenstoffdioxid (CO2) freigesetzt, welches Millionen Jahre in der Erde gebunden war. Das Treibhausgas gelangt anschließend in die Atmosphäre und ist hauptverantwortlich für die menschengemachte globale Erwärmung.
Auch Mineralölkonzerne wie etwa ExxonMobil sind sich dessen bewusst: Bereits Mitte der 1970er-Jahre hat der Konzern die Folgen der Verbrennung fossiler Rohstoffe untersuchen lassen und kam zum Ergebnis, dass eine steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre das globale Klima anheizt und sich weltweit negativ auswirkt.
Desinformationskampagne zum Klimawandel
Trotz dieser Erkenntnis zum Klimawandel durch ihr Geschäftsmodell wollten die Mineralölkonzerne am „Business as usual“ festhalten und Profite einstreichen. Eine große Desinformationskampagne wurde gestartet, um am Klimawandel und dessen Ursachen Zweifel zu säen. Das Vorhaben hatte Erfolg und so konnte über Jahrzehnte hinweg die notwendige Energiewende aufgeschoben beziehungsweise entschleunigt werden.
Über 40 Jahre und vielen, immer deutlich spürbareren Naturkatastrophen später, findet indes ein Umdenken in der Bevölkerung und der Politik statt. Mit der Unterzeichnung des Pariser-Klimaabkommens im Jahr 2015 sowie festgelegten Klimazielen, um die globale Erwärmung idealerweise bei 1,5 Grad Celsius gegenüber der Industrialisierung zu begrenzen, wurde das Ende der fossilen Energieträger eingeleitet.
Deutsche Mineralölunternehmen: Riesige Umsätze machen andere
Mit dreistelligen Milliardenumsätzen läuft das Geschäft internationaler Ölkonzerne immer noch sehr gut. Der umsatzstärkste deutsche Gas- und Ölproduzent ist mit weltweit 2.800 Beschäftigen Wintershall Dea. Im Jahr 2022 verbuchte das Unternehmen einen Jahresumsatz in Höhe von 19,8 Milliarden US-Dollar. Der weltweit größte Mineralölkonzern Saudi Aramco kam im selben Jahr auf einen mehr als 30-fach höheren Umsatz von 604,3 Milliarden US-Dollar.
Nachfolgend die zehn größten Öl- und Gaskonzerne weltweit, sortiert nach jährlichen Gesamteinnahmen in Milliarden US-Dollar:
Name
|
Land
|
Umsatz 2021
|
Umsatz 2022
|
---|---|---|---|
Saudi Aramco | Saudi-Arabien | 400,4 | 604,3 |
Sinopec (China Petrochemical) | China | 424,8 | 478,5 |
ExxonMobil | Vereinigte Staaten | 285,6 | 413,6 |
Shell | Vereinigtes Königreich | 272,6 | 386,2 |
TotalEnergies SE | Frankreich | 205,8 | 285,8 |
BP | Vereinigtes Königreich | 157,7 | 248,8 |
Chevron Corporation | Vereinigte Staaten | 162,4 | 246,2 |
Marathon Petroleum | Vereinigte Staaten | 119,9 | 179,9 |
Valero Energy | Vereinigte Staaten | 113,9 | 176,3 |
Phillips 66 | Vereinigte Staaten | 114,8 | 175,7 |
Umsatz jeweils angegeben in Milliarden US-Dollar
Treibhausminderungsquote soll Emissionen reduzieren
Hierzulande verkaufen Mineralölkonzerne jährlich etliche Milliarden Liter Benzin und Diesel und generieren hohe Umsätze und Gewinne. Das Kerngeschäft der Unternehmen heizt das Klima an und ist verantwortlich für den größten und kaum sinkenden Emissionsanteil im Verkehrssektor.
Deutschlands verpflichtende Klimaziele und die damit einhergehende Energiewende legt den Mineralölkonzernen seit einigen Jahren immer strengere CO2-Zielwerte auf. Unternehmen, die mehr als 5.000 Liter fossile Kraftstoffe pro Jahr in Umlauf bringen, müssen ihre jährlichen Emissionen um einen bestimmten Prozentsatz, die sogenannte Treibhausgasminderungsquote (kurz: THG-Quote), reduzieren. Von 6 Prozent im Jahr 2022 soll sie sich auf bis zu 25 Prozent im Jahr 2030 erhöhen. Aktuell liegt die verpflichtende Treibhausgasminderungsquote im Jahr 2024 bei 9 Prozent.
Konzerne nutzen THG-Quotenhandel, um CO2 zu kompensieren
Können die Konzerne ihre Emissionen nicht etwa durch entsprechend weniger schädliche Kraftstoffe reduzieren, drohen Strafzahlungen. Ein wenig aus der Misere bleibt dann nur noch der THG-Quotenhandel. Dabei können die Mineralölkonzerne CO2-Einsparungen von Dritten in Form von THG-Zertifikaten kaufen und so ihre über die CO2-Zielwerte hinausgehenden Emissionen kompensieren.
An dieser Stelle kommen Halterinnen und Halter von E-Fahrzeugen mit reinem Batterieantrieb ins Spiel: Ihnen wird jährlich rund eine Tonne CO2 angerechnet, die sie im THG-Quotenhandel an die Mineralölkonzerne verkaufen können. Die Treibhausgasminderungsquote kostet den Konzernen somit Geld und Arbeit, gleichzeitig wird dadurch die E-Mobilität in der Bevölkerung zumindest mit einem kleinen Beitrag gefördert.
Durch die jährlich steigende und von den Mineralölkonzernen zu erfüllende THG-Quote werden die Kosten für Benzin und Diesel weiter steigen. Da die Zukäufe an Zertifikaten für die Erreichung der gesetzlichen Ziele zunehmen und die Mineralölkonzerne diese Kosten zu einem gewissen Teil durchreichen werden. Der Anreiz auf ein vollständig elektrifiziertes Fahrzeug umzusteigen wird jährlich größer.
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