E-Bike nachrüsten: Mit Nachrüstsatz vom Fahrrad zum E-Bike
Stand: 20.10.2022
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Wer schneller und leichtgängiger Rad fahren möchte, kann das eigene Fahrrad zum E-Bike nachrüsten. Die Option besteht mittlerweile nicht nur bei Mountain- und City-Bikes, sondern ebenso bei Touren- und selbst bei Klapprädern. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, ein gewöhnliches Fahrrad in ein E-Bike zu verwandeln.
Das Wichtigste in Kürze
- Wer das eigene Fahrrad zum E-Bike umrüsten möchte, muss sich zwischen Systemen mit Front-, Mittel- oder Heckmotor entscheiden.
- Es ist empfehlenswert, den Elektroantrieb von einer Fachkraft montieren zu lassen.
- Zum Umbau eignen sich vorrangig hochwertige, stabile Bikes, die in einem sehr guten Zustand sind.
- Umgerüstete E-Bikes mit einer Tretunterstützung von bis zu 25 km/h dürfen Radwege benutzen, da der Gesetzgeber sie rechtlich mit üblichen Fahrrädern gleichstellt.
Wie lässt sich aus einem Fahrrad ein E-Bike machen?
Es gibt drei Systeme, mit denen sich das eigene Fahrrad zum E-Bike nachrüsten lässt: Front-, Mittel- oder Heckmotor. An welcher Position der Motor in den Antrieb eingreift, hängt von der gewählten Ausführung ab. An der entsprechenden Stelle erhöht sich für gewöhnlich der Verschleiß.
Daher kann es auch bei hochwertigen Fahrrädern vorkommen, dass sie nicht mit der höheren Dauerbelastung klarkommen, die aus der Nachrüstung resultiert. Aus diesem Grund erlischt beim Umbau auch häufig die Herstellergarantie. Der Akku findet entweder an der Sattelstütze, am Gepäckträger oder der Flaschenhalter-Befestigung Platz.
Heckmotor
Heckmotoren – also ins Hinterrad verbaute Motoren – kommen am häufigsten zum Einsatz. Die Konstruktion der meisten Räder sorgt dafür, dass der Rahmen mit dieser Art der erhöhten Belastung keine Probleme hat. Wer das eigene Fahrrad auf diese Weise zum E-Bike nachrüsten möchte, sollte jedoch bedenken, dass sich der Heckmotor lediglich für Modelle mit Kettenschaltung eignet.
Achtung: Verfügt das Fahrrad über eine Rücktrittbremse und/oder eine Nabenschaltung, ist eine Umrüstung mit Heckmotor nicht möglich.
Mittelmotor
Mithilfe eines Mittelmotors lässt sich eine optimale Gewichtsverteilung erreichen. Der wesentliche Vorteil einer solchen Ausführung besteht darin, dass sie sowohl mit Naben- als auch mit Kettenschaltungen und selbst mit einer Rücktrittbremse kompatibel ist. Allerdings muss genau geprüft werden, ob der Rahmen mit den wirkenden Kräften zurechtkommt.
Frontmotor
Zu guter Letzt lässt sich das eigene Rad auch mit einem Frontmotor zum E-Bike umrüsten. Der Einbau eines am Vorderrad sitzenden Motors ist besonders einfach. Außerdem gibt es sowohl bei Naben- und Kettenschaltungen als auch bei einem Rücktritt keinerlei Probleme.
Dennoch stellt der Frontmotor eher eine Notlösung dar, da er das Fahrverhalten des Rads sehr stark beeinflusst.
Ein neuer Trend: Fern- und Bremslichter
Durch den Akku gespeiste Fern- und Bremslichter erfreuen sich einer zunehmenden Beliebtheit. Der Gesetzgeber erlaubt diese seit 2017 an E-Bikes. Eine gesetzliche Verpflichtung für ein entsprechendes Lichtsystem besteht hingegen nicht. Ob sich die Anschaffung lohnt, hängt insbesondere vom Sicherheitsbedürfnis des Fahrenden und des Fahrstils ab.
Achtung: Wer über ein E-Bike mit Fernlicht verfügt, sollte beachten, dass innerorts bei entgegenkommenden Fahrzeugen abgeblendet werden muss.
Welche Nachrüstsätze stehen zur Auswahl?
Mittlerweile gibt es zahlreiche Unternehmen, die Umrüstsätze anbieten. Zu den bekannten Herstellern in diesem Segment gehört Pendix. Das von der Firma entwickelte System eDrive beinhaltet einen 250 Watt starken Motor, der am linken Kurbelarm sitzt. Als Befestigung für den Akku dienen die Trinkhalterschrauben. Der Akku hat wahlweise eine Kapazität von 300 oder 500 Wattstunden und verfügt über drei Fahrmodi.
Zu den weiteren Anbietern, die Motor- und Akkuausführungen zum Nachrüsten vertreiben, gehören unter anderem folgende:
- Add-E: Start-up aus Österreich mit einem sehr leichten Nachrüstset
- Ansmann: renommierter Anbieter für Heck- und Frontmotoren aus Deutschland
- Bafang: chinesischer Hersteller für Heck- und Frontmotoren
- Go SwissDrive: mit Schweizer Ingenieurskunst gebaute Heckmotoren
- Senglar: verbaut leistungsstarke Nabenmotoren
E-Bike nachrüsten: Selbst montieren oder montieren lassen?
Wie gut sich der Umbau in Eigenregie bewältigen lässt, hängt einerseits vom gewählten System und andererseits vom handwerklichen Geschick ab. Einige Hersteller versprechen, dass Privatpersonen ihr Fahrrad in zehn Minuten zum E-Bike nachrüsten können. Andere Anbieter empfehlen hingegen, die Montage von geschulten Fachkräften vornehmen zu lassen.
Doch selbst wenn der Umbau prinzipiell ohne Fachkraft möglich ist, ist es bei Zweifel ratsam, ein Unternehmen mit dem Umbau zu beauftragen. Denn wenn der Nachrüstmotor fehlerhaft eingebaut wurde, kann es im schlimmsten Fall zu einem schweren Unfall kommen. Zudem ist in vielen Fällen Spezialwerkzeug nötig.
Was sind Voraussetzungen für das Nachrüsten eines Fahrrads?
Da die zusätzliche Technik einiges wiegt, sollte das Fahrrad von stabiler Bauart sein. Darüber hinaus müssen Form und Material des Rahmens einen Umbau überhaupt zulassen. Bedenken Sie außerdem, dass sich nicht jede Schaltung mit jedem Motor kombinieren lässt und auch eine Rücktrittbremse zum Problem werden kann.
Lohnt es sich, ein Fahrrad zum E-Bike nachzurüsten?
Prinzipiell empfiehlt sich die Nachrüstung nur bei Fahrrädern, die in einem sehr guten Zustand sind. Dies trifft meist auf gut gepflegte Modelle oder bis zu einem Alter von maximal fünf Jahren zu. Fahrräder, die nicht hochwertig verarbeitet wurden, eignen sich in der Regel nicht für eine Umrüstung, da sie nicht mit der damit verbundenen Mehrbelastung zurechtkommen, die eine motorisierte Fahrt bedeutet.
Gesetzliche Vorgaben: Nachgerüstete E-Bikes im Straßenverkehr
In den meisten Fällen unterstützt der Elektromotor lediglich die Tretleistung beim Fahren, weswegen das Rad rechtlich als Pedelec gilt. Wenn die Motorleistung 250 Watt nicht überschreitet und sich die Unterstützung ab einer Geschwindigkeit von 25 km/h automatisch abschaltet, ist keine Fahrerlaubnis zum Fahren des E-Bikes notwendig.
Bei schnelleren Pedelecs (S-Pedelecs) ist hingegen ein entsprechender Nachweis der Klasse AM notwendig, da diese Räder als Kleinkraftrad gelten. Für normale Pedelecs gelten hingegen die gleichen rechtlichen Bestimmungen wie für Fahrräder.