Grundfähigkeitsversicherung
Erste Versicherer haben die Grundfähigkeitsversicherung ab 2000 auf den deutschen Markt gebracht. Sie springt beim Verlust oder der Einschränkung grundlegender körperlicher Fähigkeiten ein. Wer zum Beispiel für einen bestimmten Zeitraum (in der Regel zwölf Monate) nur noch eingeschränkt oder nicht mehr sehen kann, erhält eine monatliche Rente. In diesem Fall dient sie als Ausgleich für ein fehlendes Einkommen. Ob die Ursache für das eingeschränkte Sehen ein Unfall oder eine schwere Erkrankung war, spielt in der Regel keine Rolle.
- Was ist eine Grundfähigkeitsversicherung?
- Wann ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?
- Worauf ist beim Abschluss zu achten?
- Verwandte Themen
- Weiterführende Links
Das Wichtigste in Kürze
- Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt eine monatliche Rente, wenn grundlegende körperliche Fähigkeiten wie Sprechen und Treppensteigen stark eingeschränkt oder verloren sind.
- Sie kann vor allem für Personen, die keine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen können, eine Alternative sein.
- Sinnvoll ist eine Nachversicherungsgarantie, mit der keine weitere Gesundheitsprüfung notwendig wird, wenn sich die Lebensumstände geändert haben.
Was ist eine Grundfähigkeitsversicherung?
Die Versicherungen ordnen die Fähigkeiten in bestimmte Kataloge ein, von denen der erste Katalog der wichtigste ist. Beispielhaft kann ein Katalog wie folgt aufgebaut sein:
Fähigkeitenkatalog 1
- Sehen
- Sprechen
- Hände nutzen
Fähigkeitenkatalog 2
- Gehen
- Greifen
- Hören
- Stehen
- Sitzen
- Arme nutzen
- Treppen steigen
- Auto fahren
- Heben & Tragen, Knien & Bücken
Fähigkeitenkatalog 3
- Orientierung
- Gedächtnis
- Eigenständiges Handeln
Psychische Einschränkungen sind nur bei wenigen Tarifen eingeschlossen. Außerdem müssen in der Regel mindestens zwei Fähigkeiten aus dem zweiten Katalog eingeschränkt sein, bevor die Versicherung eine Rente zahlt. Beim ersten und dritten Katalog ist es meist nur eine der Genannten.
Wichtig: Es lohnt sich ein Blick ins Kleingedruckte, denn je nach Versicherer und Tarif gibt es Unterschiede bei den Katalogen. So können leistungsstarke Tarife auch Schizophrenie oder Depressionen im Leistungskatalog beinhalten.
Wann ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?
In der Regel haben es chronisch kranke Personen wie Diabetiker Typ I+II und bestimmte Berufsgruppen wie Dachdecker schwer, eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) abzuschließen. Eine Alternative stellt die Grundfähigkeitsversicherung dar, die für die genannten Personengruppen leichter zu bekommen ist und häufig günstiger ist als eine BU-Versicherung. Arbeitnehmer, die in ihrem Beruf auf die Grundfähigkeiten angewiesen sind, erhalten dadurch ein Mindestmaß an Schutz.
Auch für pflegebedürftige Menschen kann sich eine Grundfähigkeitsversicherung lohnen – unabhängig davon, ob eine der Fähigkeiten aus den Katalogen eingeschränkt ist oder nicht. Ab welchem Pflegegrad die Grundfähigkeitsversicherung zahlt, hängt allerdings vom jeweiligen Tarif ab. Zwar zahlt auch die gesetzliche Pflegeversicherung, doch die finanzielle Hilfe vom Staat deckt nur selten alle Kosten.
Wichtig: Eine Grundfähigkeitsversicherung ist kein vollständiger Ersatz für eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Wenn eine Person nur noch eingeschränkt sprechen kann, würde unter Umständen die BU-Versicherung einspringen, die Grundfähigkeitsversicherung hingegen nicht. Letztere zahlt in der Regel erst, wenn jemand kein Wort mehr sagen kann.
Worauf ist beim Abschluss einer Grundfähigkeitsversicherung zu achten?
Wer eine Grundfähigkeitsversicherung abschließen möchte, sollte am besten die folgenden Punkte beachten:
Die Definition der Einschränkung
Je nach Beruf sollten Verbraucher darauf achten, dass die für sie wichtigen Grundfähigkeiten möglichst kulant geregelt sind. Für einen Dachdecker ist es zum Beispiel wichtig, dass die Versicherung den Gebrauch von Händen für ihn vorteilhaft definiert. Eine Einschränkung sollte also bereits dann vorliegen, wenn er das Handgelenk nicht vollständig drehen kann.
Nachversicherungsgarantie
Die Nachversicherungsgarantie ermöglicht es, die im Vertrag vereinbarte Rente nachträglich zu erhöhen – und zwar ohne Gesundheitsfragen erneut beantworten zu müssen. Wer zum Beispiel vom Studium in den ersten Job wechselt und eine Familie gründet hat, für den ist das eine sinnvolle Option.
Gesundheitsfragen wahrheitsgetreu beantworten
Die Gesundheitsfragen dienen dem Versicherer dazu, das Risiko der zu versichernden Person einzuschätzen. Er kann infolge dessen Risikozuschüsse verlangen oder einige Fähigkeiten vom Schutz ausschließen. Wer die Fragen nicht ehrlich beantwortet, also der vorvertraglichen Anzeigepflicht nicht nachkommt, dem kann der Versicherer im Falle eines Schadens die Leistungen kürzen oder sogar komplett versagen.
Ausreichend hohe Rente vereinbaren
In der Regel sollte die Rente der Grundunfähigkeitsversicherung mindestens 80 Prozent des Nettoeinkommens ersetzen können. Zwar leistet der Staat auch durch die gesetzliche Pflegeversicherung oder die Erwerbsminderungsrente, das reicht in der Regel jedoch nicht, um alle Ausgaben zu decken.
Vertragsdauer bis zur Rente
Auf Nummer sicher gehen Versicherte, wenn sie den Vertrag bis zum Beginn der Rente laufen lassen. Danach ist die finanzielle Absicherung durch die gesetzliche Rente und gegebenenfalls durch eine private Altersvorsorge gewährleistet.
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